Wechselkurspolitik

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Gewaltsam, unter Einsatz von Darlehensgelder des IWF und der Weltbank, wurde der Wechselkurs zum Dollar heruntermanipuliert von mehr als 1:34 Pesos für den Dollar auf 1:31,40 am 18. November 2005. Aktuell haben wir wieder den hier oben ersichtlichen Wert. Saisonbedingte typische Einflüsse wie Überweisungen ins Land von im Ausland lebenden Dominikanern und wieder steigende Tourismuszahlen bis zum Jahreswechsel traten hinzu, beeinflußten den aktuellen Wechselkurs überraschenderweise diesmal jedoch kaum. Die Tatsache, daß die Weltbank dieses Jahr doch nicht die fest einkalkulierten USD 150 Millionen anweist, weil das Land die Subventionen für den maroden Stromsektor sogar gesteigert statt gesenkt hat, schwächt den Peso zusätzlich. Man darf sich nicht irritieren lassen. Der Kurs lag schon über 1:34, dorthin ist er wieder zurückgekehrt und wird sich der Marke von US-Dollar 40,00 nähern. Der derzeitige Kurs ist eine Gelegenheit, Pesos günstig in Dollar (oder Euro) zu tauschen.
Die Zentralbank ist auf dem freien Devisenmarkt aktiv, um Devisen (=Dollar) einzukaufen. Es geht um die Bezahlung von Rohöl und Rohölfertig- und -halbfertigprodukten. Dies steht im Widerspruch zu der noch ralativ jungen Verlautbarung, man müsse den freien Markt nicht bemühen, da man für diesen Zweck US-Dollar 800,00 bis 900,00 zur Verfügung hätte; das hatte mithin nicht gestimmt – wo hätten diese Beträge auch herkommen sollen? Die "Banco de Reservas" ist es, die die Devisengeschäfte tätigt und dann die Dollar an die Zentralbank weiterreicht. Im vergangenen September wurden dergestalt US-Dollar 135 Millionen eingetauscht. Es wird vermutlich tagtäglich gewechselt.- Anläßlich einer Tagung in Santo Domingo am zweiten Oktoberwochenende, an der hochrangige Vertreter auch internationaler Organisationen teilnahmen, äußerte sich Staatspräsident Leonel auffallend zurückhaltend zur Richtung des Wechselkurses, er nutzte den "Anatevka-Stil" (einerseits – andererseits). Man müsse beim Wechselkursproblem "beide Seiten verstehen"; schon das sind neue Töne, denn bislang wurde nur die Seite derjenigen offiziell verstanden, die sich einer Angleichung des Wertes des Peso an die tatsächliche Kaufkraft widersetzten. "Der Markt müsse entscheiden, was richtig ist", erklärt der Präsident und versucht, den "Schwarzen Peter" für Konsequenzen einer (natürlichen) Wertanpassung von sich zu schieben. – In aller Klarheit wurde auf der Wochenendkonferenz noch "einer draufgesetzt": Die Rechnung für importiertes Rohöl wird im Jahr 2005 US-Dollar 2,577 Milliarden betragen. Das sind 910 Millionen Dollar mehr als im Jahr 2004. Für 2006 werden Kosten erwartet in Höhe von US-Dollar 2,923 Milliarden. Das erklärte niemand anders als Zentralbankgouverneur Héctor Valdés Albizu. Zu dieser Belastung träten noch die Krise der Elektrizitätswirtschaft hinzu wie die Verschuldung der Zentralbank als stark belastender Faktor. Er empfahl, daß sich die Zentralbank nicht weiter verschulden solle, um Devisen auf dem Markt aufzukaufen, was begleitet worden ist davon, daß man mittels Zertifikaten die Geldmenge reduziert hatte. Die Zertifikate dürften nicht länger zu dem Zweck gebraucht werden, auf den Wechselkurs Einfluß zu nehmen. Der Peso sei stark überbewertet. Dergestalt würden – im Ergebnis zu Lasten der Zentralbank – die Importe "subventioniert", Exporteure würden "bestraft". Die "notwendige Korrektur" hätte eingesetzt. Dies bedeute nicht, daß jetzt der Peso "entwertet" werden solle, es geht um eine Anpassung an seinen realen Wert in Relation zum Dollar. Der "Ölpreisschock" stelle allerdings eine besondere Gefahr beim floaten der Währungen dar.
Erstaunlichliche Einsicht zum Thema: Nach Studien von Luisa Lambertini und José Tavares von der "University of California" gab es seit 1970 weltweit kaum ein Land, das seine Finanzen erfolgreich sanierte, ohne daß die Währung vorher "stark abwertete". Als markante Beispiele gelten Dänemark und Irland. Jede Abwertung um ein Prozent erhöhe im Schnitt die Wahrscheinlichkeit einer Sanierung um rund zwei Prozent.
Tatsächlich geht es seit Ende Oktober nur noch darum, den freien Fall des Peso zu verhindern.
Es existiert eine Studie der Arbeitsgruppe für Wirtschaftsanalysen des Technischen Sekretariats im Präsidentenpalast aus dem Monat August 2005, demgemäß der Peso im Verhältnis zum Dollar um ca. 26,5% überbewertet war. Dies bestätigte seinerzeit der Gouverneur der Zentralbank, Héctor Valdez Albizu. Der Wechselkurs müßte demnach, auf der Grundlage des seinerzeitigen Wechselkurses, auf ca. RD$36,5 pro US-Dollar steigen.

Rückblick:

Von Februar 2003 bis Februar 2004 war der Peso von einem Wechselkursverhältnis zum Dollar von 18 : 1 gefallen auf 51 : 1, ein Wertverlust von 65% innerhalb eines Jahres. Der Dollar bei 27 Pesos im November 2004 war jedoch ebenfalls wieder alarmierend! In ungesund kurzer Zeit war der Dollar seit Sommer von über 50 Pesos auf zunächst um die 48 Peso gefallen und dann steil gestürzt auf den Tiefstand von 27 Pesos. Die Präsidentin des dominikanischen Arbeitgerberverbandes CONEP, Elena Viyella de Paliza, kritisiert Mitte März 2005 die Tatsache, daß der Umfang der Zentralbankzertifikate, die den Zweck verfolgen, die in Umlauf befindliche Geldmenge zu reduzieren wie den Dollarkurs niedrig zu halten, zum Stichtag 7. März einen Umfang von 127 Milliarden Pesos hatten, somit seit Dezember 2004 noch einmal um 14,7% angestiegen waren. Die Folge ist wirtschaftliche Deflation und der Verlust internationaler Konkurrenzfähigkeit; im Oktober 2005 wurde bekannt, daß die Dominikanische Republik im Ranking des Weltindexes für Wettbewerbsfähigkeit des "Weltwirtschaftsforums" um 30 Ränge auf Platz 102 – von 117 Ländern, die aufgenommen werden – zurückgefallen ist (Index). Die mittelamerikanischen CAFTA-Konkurrenten liegen auf Platz 56 (El Salvador), Platz 64 (Costa Rica), Platz 93 (Honduras), Platz 97 (Guatemala) und Platz 99 (Nicaragua). Die Dominikanische Republik ist bedingt durch den unrealistischen Wechselkurs hinsichtlich der Konkurrenzfähigkeit das Schlußlicht innerhalb des 2006 startenden Freihandelsabkommens, dem die Dominikanische Republik erst zum JUli 2006 beitreten wird – eine Verspätung, die einer Stabilität des Peso auch kaum dienen wird.
Präsident Leonel erklärte zu Beginn der zweiten Märzhälfte, in den ersten drei Monaten des Jahres 2005 sei es primär darum gegangen, das Vertrauen des IWF in die Zuverlässigkeit der Regierungstätigkeit der Dominikanischen Republik zurückzugewinnen. In dieser Zeit hätte man mehr als 10 Milliarden Pesos für die Begleichung internationaler und interner Schulden abbezahlt wie die Schulden im Energiesektor, erklärte Finanzstaatssekretär Vicente Bengoa. Das hört sich schon fast an wie eine Entschuldigung gegenüber der Wirtschaft, warum man diese durch den überbewerteten Peso im Mitleidenschaft hätte ziehen müssen. Nun – das dritte Vierteljahr ist nun auch schon vorüber, kehren wir also zu marktgerechten Wechselkursen zurück. "Hoy" vom 01. April war zu entnehmen, daß Leonel die Notwendigkeit der Korrektur des Pesoskurses erkannt hat, dies aber behutsam geschehen soll, um nicht wieder eine Inflationswelle auszulösen. Angesichts der hohen Rohölpreise wird der überbewertete Peso noch immer als hilfreich erachtet, die Ahnung macht sich scheinbar aber immer breiter, daß man sich nicht ewig gegen fundamentale Gegebenheiten wehren kann ("Hoy" v. 1. April). Daß die Rückkehr zu einem realistischen Wechselkurs für die Regierung allein deshalb problematisch ist, weil derzeit 32% der Gesamtsteuereinnahmen für die Bedienung von Auslandsschulden verbraucht werden müssen (so Tourismusminister Felix Jimenez in der ersten Maihälfte gegenüber der Presse), ist nachvollziehbar.