Achilles Verse USA

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4.

Um Aktiva mit realer Werthaltigkeit handelt es sich bei den betreffenden "Intragovernmental Bonds“ mit Gewissheit nicht.

Denn wenn man im Geiste die beiden Bilanzen,

  • jene des Schatzamtes
  • und jene der besagten Institutionen,

konsolidiert, dann ergibt sich eine tautologische Situation, die nur dann nicht in einer totalen Wertlosigkeit der Aktiven der sozialen Wohlfahrtstrusts endet, solange das Schatzamt in der Lage ist, sich am Kapitalmarkt in immer höherem Masse zu bedienen.

Schauen wir deshalb einmal auf diese alles entscheidende Mittelflussrechnung.

Gemäss besagter kanadischer Studie musste das amerikanische Schatzamt im Jahr 2008 eine Neuverschuldung in der Höhe von 705 Milliarden Dollar finanzieren. Sie wurden zur Deckung des Budgetdefizits von 455 Milliarden sowie eines Spezialdefizits für den Irak- und Afghanistankrieg von 250 Milliarden gebraucht.

Im Jahr 2009 wird die Neuverschuldung etwas mehr als 2‘000 Milliarden Dollar betragen, wobei die mittelöstliche Kriegskasse mit rund USD 200 Milliarden, das „ordentliche“ Budgetdefizit mit USD1’845 Milliarden zu Buche schlagen.

Jemand muss diese Schulden kaufen, finanzieren.

Wie verhalten sich aber die einzelnen Gläubigerkategorien?


a)

Die Nummer 2 in der Rangliste der Gruppe von Gläubigern, die „Foreign and International

Holders“, das heisst die Gesamtheit aller ausländischen Gläubiger wie Notenbanken, Staatsfonds, Privatinvestoren und dergleichen kauften im Jahr 2008 rund 560, in diesem Jahr bis August aber insgesamt erst 460 Milliarden Dollar In den Monaten März und April waren sie im Gegenteil aber sogar Nettoverkäufer von US-Staatspapieren.

b)

Andere Kategorien wie Pensionskassen, Staaten und Kommunen und Anlagefonds scheinen sich in diesem Jahr ebenfalls tendenziell eher der Staatspapiere zu entledigen.

Fazit:


Die üblichen Finanzierungsquellen des amerikanischen Staats sind schlicht am Versiegen.

Die letzte Rettung kommt von der amerikanischen Notenbank, welche mit ihrem „Quantitative Easing“ genannten Programm zum

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derzeit Monat für Monat bis zur Hälfte aller neu emittierten Schuldpapiere aufkaufen muss.

Das geht so lange gut, als es gut geht.

Ein Ponzi-Schema, darum handelt es sich  zweifelsohne, funktioniert so lange, als das Wachstum der Überschuldung keine Zweifel an der fortgesetzten Leistungsfähigkeit des Schemas im Publikum aufkommen lässt oder der Mittelfluss zum Schema durch andere Einflüsse nicht wesentlich gestört wird. – Das Madoff-Schema brach bekanntlich erst und nur zusammen, weil einzelne Gläubiger in Liquiditätsschwierigkeiten geraten waren und Gelder abziehen mussten.

 

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Die Kombination der aktuellen kapitalmarktfeindlichen Pläne der US-Steuerbehörden mit der spezifischen Finanzierungsnot des Schatzamtes könnte zu einer solchen Situation führen.

Denn schon das Wachstum der Verschuldung allein wäre Anlass genug, die Zweifel an der Leistungsfähigkeit zu wecken oder zu nähren. Die obenstehende Grafik zeigt den langfristigen Verlauf der gesamten US-Verschuldung, das heisst der öffentlichen Hand, der Privathaushalte und der  Wirtschaft, im Vergleich zur Wirtschaftsleistung auf. Es ist offensichtlich, dass seit etwa 30 Jahren zusätzliches Wachstum nur unter Inkaufnahme einer immer höher werdenden Verschuldung generiert werden konnte. Pro Dollar Wachstum entsteht heute etwa eine zusätzliche Verschuldung von 4 Dollar.

Und wohlgemerkt:

Von der Qualität des Wachstums in den USA haben wir noch gar nicht gesprochen – bekanntlich fand es über die letzten 15 Jahre in zunehmendem Masse primär nur im Konsum und bei den Staatsausgaben statt; die USA sind ausserordentlich

investitionsschwach. Es wird bei weitem zu wenig Zukunftspotential aufgebaut.

Die Ratten und das sinkende Schiff

Es kann kein Zufall sein, dass just zum selben Zeitpunkt zwei der prominentesten und auch erfolgreichsten amerikanischen Investoren,

  • Warren Buffett
  • und Bill Gross,

sich in sehr deutlichen Worten gegen ihre Heimwährung und gegen Anlagen in US-Staatspapieren gewandt haben.

1.

In einem „Op-Ed“ in der „New York Times“ vom 18. August 2009 beschreibt Buffett mit ähnlichen Annahmen und Beobachtungen wie Sprott Asset Management die derzeitige Finanzierungsnot des Schatzamts und beklagt sich über die Notwendigkeit, dass die Notenbank als ultimativer Gläubiger unter Zuhilfenahme der Notenpresse in solchem Masse einspringen muss. Buffett wörtlich:

„Die Wirtschaft der Vereinigten Staaten scheint zwar aus der Notfallstation entlassen und auf dem Weg der Besserung zu sein. Aber die enormen Dosen von monetärer Medizin müssen weiterhin bewältigt werden, und wir werden für sehr lange Zeit an den Nebeneffekten leiden. Bis jetzt sind diese zwar unsichtbar und könnten es auch für eine Weile bleiben. Aber es könnte auch sein, dass sie gefährlich werden wie die Finanzkrise zuvor.“

Buffett befürchtet hohe Inflationsraten, und rät konsequenterweise vom Kauf langfristiger Schatzanleihen ab.

2.

Bill Gross von der Pacific Investment Management Co. (Pimco), welche den weltweit grössten Obligationenfonds verwaltet, hält die Anleger dazu an, Dollar-Anlagen zu verkaufen,

„bevor Notenbanken und Staatsfonds dasselbe tun“.

Es sei Zeit, Kurserholungen der amerikanischen Währung zu nutzen, um seine Währungsdiversifikation in Ordnung zu bringen.

3.

Der etwas vorlaute Rohstoff-Spezialist Jim Rogers stösst ins gleiche Horn und nennt auch gleich noch seine neue Lieblingswährung: den chinesischen Yuan.

4.

Seine Haltung wird, deutlich seriöser untermauert, von Hossein Askari, Professor an der George Washington University, sekundiert. In einem sehr lesenswerten Artikel in der „Asia Times“ vom 6. August 2009 plädiert er darüber hinaus dann aber für eine Weltwährung, die

„keine Staatsschulden (!) und keine Stimulierungsmassnahmen finanzieren dürfte“.

Solche Signale sind sehr ernst zu nehmen.

 

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Wenn das Bild des tautologischen Gebäudes rund um das amerikanische Schatzamt – Gläubiger und Schuldner als identische Person – zutrifft, dann müsste man zumindest mit den Nominalwerten in Dollar extrem vorsichtig sein.

Treasury Bonds und Bills wären dann eindeutig überbewertet, ebenso der US-Dollar als Ganzes, was natürlich auch gegen alle übrigen US-Obligationen sprechen würde.

Wir leben in einer Epoche, in der sich die Gewichte auf der Welt am Verschieben sind. Asien steigt auf, Brasilien vermutlich ebenfalls, Australien wird lachender Dritter sein, Europa kann sich möglicherweise noch einmal im Wiederaufschwung dieser Länder positionieren.

Den USA bleiben die unbestreitbar vorhandene Militärmacht und die Schulden- und Problemberge.

Das schmerzt, denn die USA waren einmal die vitalste Marktwirtschaft der Welt. Aber bis auf weiteres muss zum Finanzmarkt der USA und insbesondere dem Dollar es heissen:

 

It’s time to say Goodbye.  

 


Genauso, wie man den Exodus der Ratten aus einem Schiff nicht auf die leichte Schulter nehmen darf. Denn sie kennen das Schiff an seinen entscheidenden Stellen oft deutlich besser als der Kapitän und seine Offiziere.