Neuer Bankenskandal

Download PDF

Die Bankenaufsicht

hatte diesen Vorgang dieses Mal immerhin vergleichsweise früh bemerkt.

Um welchen Umfang es geht, wissen wir seit 10. Februar 2006:
Der Zeitschrift "Hoy"  wie auch anderen Publikationen war an diesem Tag zu entnehmen, daß mit diesen frischen Geldmitteln Verbindlichkeiten abgesichert werden sollen wie generell die Sicherheit des Unternehmens. Diese Maßnahme war denn wohl auch bitter nötig.

Aus dem Umfeld der "Progreso" wird darauf hingewiesen, daß diese enormen Geldmittel allein aufgebracht worden sind aus den eigenen Reihen, insbesondere keine öffentlichen Gelder in Anspruch genommen wurden.

Man weist selbst darauf hin, daß es sich um einen beispiellosen Fall in der Bankengeschichte der Dominikanischen Republik handelt.

  • Von der zur Verfügung gestellten Summe werden RD$ 10,6 Milliarden – also der größte Teil – verwandt zum Abbau der Verpflichtungen der "Progreso Gruppe"; damit würde "sofort jegliche Gefährdung ausgegebener Verbriefungen vermieden".
  • Weitere 3,4 Milliarden hätte man weiter bereitgestellt, um die finanzielle Position der Bank generell zu stärken.

Der Präsident der Direktorenversammlung der Progreso Gruppe, Roberto Bonetti Guerra, gab bekannt, daß die Bankenaufsicht den Vorgang beaufsichtigt hätte. Die Direktoren haben Klage erhoben gegen den vormaligen Präsidenten Pedro E. Castillo  L.  unter dem Aspekt  der Untreue und Unterschlagung. Man will auch in New York, Colorado und Florida gegen Castillo vorgehen. Angeblich verfügt Castillo in den USA  über Geldmittel in Höhe von US-Dollar 11,5 Millionen.

Castillo wird vorgeworfen, Immobilien in New York, Florida und Colorado genuzt hätte, um eine Geldsumme von US-Dollar 295,00 Millionen zu "waschen". Der neue Progreso Präsident Roberto Bonetti Guerra machte der Presse gegenüber detaillierte Angaben.
Er wies auf die Leistung hin, 14 Milliarden Pesos aus eigenen Mitteln zur Verfügung gestellt zu haben. Auch Castillo häte allerdings etwas beigesteuert. Dieser hätte für knapp US-Dollar 5 Millionen seine Ski-Lodge in Vail, Colorado, veräußert.

Castillo schlägt zurück

Pedro Castillo erklärte am 4. März in der populären Fernsehsendung "Nuria" in Richtung der belastenden Aussagen, die aus der Progreso Gruppe gegen ihn erhoben werden, daß in nächster Zeit, mitbedingt durch seine Aussagen vor Gericht, in der Dominikanischen Republik "einige Altäre zusammenstürzen" werden. Die Existenz von Geschäftspapieren mit abgefälschten Summen sei nicht möglich, denn der Vizepräsident der Progreso Gruppe, Alejandro Ruiz, der gleichzeitg Präsident der Gesellschaft "Provalores" sei, hätte alles beständig überwacht. Alle Emissionen wurden gegengezeichnet von unabhängigen Vertrauensleuten des Aufsichtsrates. In erster Reihe sei hier zu nennen  Juan José Arteaga. Wenn nicht 100% aller Emissionen, so hätte er doch bestimmt 95% abgezeichnet. Eine der im Sachzusammenhang sehr wichtige Emission stammt aus dem Hause der benannten  Gesellschaft "Provalores". Der Castillo in die Fernsehsendung begleitende Anwalt ergänzte die Firmen "Antena Latina, Omnimedia, Puerto Multimodal Caicedo, Circuito Corporán und andere" verbunden mit der Bemerkung, daß an all diesen Firmen Mitglieder des Rats der Direktoren persönliche Interessen hätten. Die Direktoren seien aber nie selbst tätig geworden, weil sie der Aufsicht des IWF unterstehen. Clave Digital berichtete am 5. März.

Wilde Tage im Oktober

Die Progreso Gruppe hatte am 1. November 2005 bekanntgegeben, daß Roberto Bonetti Guerra den Präsidenten Pedro E. Castillo L. ersetzt hätte.

Im Oktober war alles kumuliert. Aus den Büchern, den Bankunterlagen heraus wurde klar, daß der Banco de Progreso wegen "Schieflage" zwingend frische Mittel zugeführt werden müßten. Man war zunächst nur von 2,8 Milliarden Pesos ausgegangen (auch weit mehr als 80 Millionen Dollar). Als der Rat der Direktoren sich am Montag, den 24. Oktober traf, hatte Castillo, der Präsident des Rates, sich krankgemeldet gehabt. Einer der Direktoren griff den abwesenden Castillo scharf an, weil Pläne zur Stabilisierung der Bank schon seit nahezu einem Jahr diskutiert worden waren, und Castillo primär durch Untätigkeit diesbezüglich aufgefallen wäre. Unabhängig von Castillo wollte man initiativ werden und einen konkreten Plan zur Umsetzung am Donnerstag, den 27. Oktober vorlegen. Beauftragt mit der konkreten Ausarbeitung war die "GES Consulting" von Cynthia Vega (die Tochter von Bernardo Vega). Der Plan ging  von dem vermeintlich benötigten Volumen  von RD$ 2,8 Milliarden aus. Am 25 Oktober verließ Pedro Castillo die Banco de Progreso. Zuvor hatte er Daten von der Festplatte seines Computers gelöscht. Mittwoch, den 26. Oktober forderte Castillo seinen Assistenten auf,  ihm seine sämtlichen Papiere zu bringen,  ihm überhaupt alle seine Sachen zu bringen.Weggeschaft wurden 19 Kästen, von denen keiner außer Castillo weiß, was sie enthielten, wurde an diesem Tag aus der Bank herausgeschafft.
Zum Ratstreffen am 27. Oktober erschien Castillo nicht. Als in der Sitzung an der Höhe der benötigten frischen Finanzmittel Zweifel laut wurden, rief man Castillo in seinem Haus an.  Er versicherte, daß keine zusätzlichen Geldmittel benötigt würden, die Summen im Plan wären hinreichend  (“Pedro tu estás seguro que esa cantidad es la que hay” – “Sí, si, eso, no pasa de 3 mil millones”). Es stellte sich dann aber heraus, daß die zugrundeliegenden Daten veraltet waren. Zwei Monate lang waren keine Daten mehr in den einschlägigen Computer eingespeist worden.  Man hatte zugunsten wesentlich mehr Unternehmen Verbriefungen herausgegeben. Es ergab sich eine benötigte Summe von 7,8 Milliarden Pesos. Da man aber wußte, schlicht überhaupt keinen verläßlichen Überblick zu haben, sprach man schließlich von 9 Milliarden Pesos.  Mit diesen Zahlen wurde man anschließend bei der Bankenaufsicht vorstellig.

Dringend mußten nun zur Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit der Banco de Progreso Finanzmittel bereitgestellt werden. Die "Banco de Reservas" stellte sofort zur Krisenbewältigung 1,5 Milliarden Pesos zur Verfügung,  gegen Bürgschaft der Aktionäre der Banco de Progreso. Man wußte nun, daß man im Laufe eines Vierteljahres zu Ergebnissen kommen mußte.

Und dieses Ergebnis kennen wir nun: es lautet auf

14 Milliarden Pesos – bislang.

In welcher Form ganz konkret die Sicherheit in dieser außergewöhnlichen Höhe geleistet worden ist, wissen wir nicht. Es ist zu hoffen, daß nicht irgendwelche Junk Bonds genutzt wurden, um diese Summe darzustellen.

Zu fragen bleibt natürlich auch: kann es bei dieser Summe überhaupt sein, daß Pedro Castillo gehandelt hat als

Einzeltäter?

Wir können uns das nicht gut vorstellen.

Castillo erklärte auch folgerichtig am 12. Februar, über alle seine Aktivitäten wären

  • sowohl die Aktionäre
  • wie die Bankenaufsicht

immer von ihm informiert worden. Er hat arbeitsgerichtliche Schritte gegen die Banco de Progreso eingeleitet und klagt auf eine Summe von 700 Millionen Pesos unter den Gesichtspunkten des Schadensersatzes und erbrachter Arbeitsleistungen; ferner begehrt er Wiedereinsetzung in seine vormaligen Ämter. Diese Klage ist in erster Instanz am 29. September abgewiesen worden.
Die Staatsanwaltschaft bestätigte allerdings zum Zeitpunkt der Klageerhebung, daß man den Angaben Castillos nachgehe, demgemäß der Hauptbetrag der unterschlagenen mehr als US-Dollar 400 Millionen (14 Milliarden Pesos) an

Unternehmen

geleitet worden wären,

die Aktionäre der Progreso Gruppe sind.

Gegenüber "mindestens 5 weiteren Person" sind Ermittlungen aufgenommen worden, wie man aus der Staatsanwaltschaft heraus hört.
Es ist doch "beruhigend", wenn der Vizepräsident  der Comunicaciones del Banco del Progreso, Irasema Jiminián, darauf hinweist, daß die Bank
"normal" arbeite und auf der Seite ihrer Kunden stehe…

Neue Führung

Mitte April hat die Banco de Progreso aber erst einmal Ihr Führungspersonal komplett ausgetauscht – bestimmt nicht grundlos.

Der Unternehmer  Juan Bautista Vicini Lluberes wird neuer Präsident des Direktorenrat der Progreso Gruppe.

Mitglieder des Direktorenrats neben dem Präsidenten werden:

  • Leonel Melo Guerrero,
  • der Finanzberater  Guillermo Capeans
  • und Gaetan Bucher (!) als Präsident des Unternehmens "Shaffner" Limited.


Ex-Zentralbankgouverneur  Hugo Guiliani Cury wird Kommissar, sein Vertreter der ehemalige Geschäftsführer der The Chase Manhattan Bank, William Gambreal.
Präsident des Exekutivkomittes bleibt  Michael A. Kelly.

Die "Shaffner" Limited Gaetan Buchers hat der Bankengruppe frische Finanzmittel zur Verfügung gestellt in Zusammenarbeit mit dem Delaware-Unternehmen "Palmfund Management", einem Fondsverwalter. Konkret handelt es sich um 2,833 Milliarden Pesos, also ca. USD 85 Millionen.

Gaetan Bucher ist vor allem der Initiator des im Jahr 2009 seine Pforten öffnenden Independent Financial Centre of the Americas .