Institutioneller Angriff auf Dollar

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Die fünf Schwellenländer Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika spielen künftig eine wichtigere Rolle im Konzert der internationalen Organisationen.
Putin, der chinesische Staatschef Xi Jinping, der südafrikanische Präsident Jacob Zuma, Indiens neuer Premierminister Narendra Modi und die brasilianische Gastgeberin Dilma Rousseff unterzeichneten am 15. Juni 2014 die Gründungsurkunden für zwei neue Geldinstitute der BRICS-Gruppe. Die Gründung der

  • „New Development Bank“ (NDB)

sowie des

  • „Contingency Reserve Arrangement“ (CRA)

war im Grundsatz schon beim vierten BRICS-Gipfel vor zwei Jahren vereinbart worden.

Die neuen Institutionen sind nach dem Vorbild von

  • Weltbank
  • IWF

geformt, zu denen sie – nach offiziellen Erklärungen – aber nicht in Konkurrenz treten, sondern diese ergänzen sollen.

Das CRA wird mit zunächst 100 Milliarden Dollar ausgestattet, wobei China 41 Milliarden beisteuert, während Brasilien, Russland und Indien jeweils 18 Milliarden einzahlen, Südafrika trägt fünf Milliarden bei.

Die NDB erhält ein Grundkapital von 50 Milliarden Dollar, alle fünf BRICS-Mitglieder zahlen jeweils zehn Milliarden ein.

Das CRA soll Mittel für die BRICS-Staaten bei potentiellen Zahlungsengpässen bereitstellen, aus der NDB sollen vor allem Infrastrukturprojekte finanziert werden. Die NDB soll 2016 ihre Arbeit aufnehmen, als Sitz der neuen Bank ist Schanghai vorgesehen.

Die Gründung der beiden internationalen Institutionen ist von nicht zu unterschätzender politischer Bedeutung. Welche Rolle sie künftig in der globalen Geld- und Finanzpolitik spielen werden, wird sich vielleicht früher zeigen, als viele jetzt wahrhaben wollen.

Mit dem zunächst bescheidenen Gründungskapital wird die NDB nach Schätzungen von Fachleuten ihren Mitgliedern vorerst allenfalls 3,4 Milliarden Dollar jährlich an Krediten gewähren können; die Weltbank wird alleine in diesem Jahr Kredite mit einem Volumen von 61 Milliarden Dollar auszahlen. Dem IWF stehen rund 937 Milliarden Dollar zur Verfügung, mehr als neun Mal so viel wie das neue CRA als Gründungskapital haben wird.

Nur: Das läßt sich bei Bedarf blitzschnell ändern. Allein China verfügt über Unmengen an Divisenreserven in Dollar, die man in einer bestimmten politischen Situation blitzschnell bei diesen Institutionen einsetzen könnte – der Sitz der NDG ist Schanghai.

Für China ist die Gründung der NDB und des CRA ein großer finanzpolitischer Prestigeerfolg; angesichts der immensen Währungsreserven Pekings sind die erforderlichen Einlagen in die neuen Institutionen Kleingeld.

Für Rußland ist die BRICS-Gruppe eine neue finanzpolitische Heimat, nachdem Moskau wegen der Ukraine-Krise aus der G8-Gruppe der führenden Industrienationen faktisch hinauskomplementiert worden ist.

Es geht alles seinen Gang. Die Auffangnetze sind gespannt wenn das Dollarsystem zusammenbricht und mit ihnen Institutionen wie Weltbank und IWF ihres Fundamentes beraubt werden.