Hurrikans

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Die Saffir-Simpson Hurricane Skala

Die Hurricans werden eingeteilt in insgesamt 5 Kategorien, je nach Stärke.

  • Kategorie 1: Windstärke 74-95 mph (64-82 kt oder 119-153 km/hr);
  • Kategorie 2: Windstärke 96-110 mph (83-95 kt oder 154-177 km/hr):
  • Kategorie 3: Windstärke 111-130 mph (96-113 kt oder 178-209 km/hr):
  • Kategorie 4: Windstärke 131-155 mph (114-135 kt oder 210-249 km/hr) und schließlich
  • Kategorie 5: Windstärke höher als 155 mph (135 kt oder 249 km/hr).

Hurricans allgemein

Die Hurricansaison beginnt immer am 1. Juni und endet am 30. November. Heftige Hurricans treten zumeist im September auf, die gefährlichste Zeit beginnt Mitte August und endet Mitte Oktober. In der Dominikanischen Republik ist insbesondere die Gegend um Punta Cana alljährlich gefährdet, die Südküste wird wesentlich häufiger getroffen als die Nordküste, an der am ehesten noch die Halbinsel Samaná in Mitleidenschaft gezogen wird. Von Nagua bis Puerto Plata traten Hurricans so gut wie nie auf. Auch "Jeanne", die zum Erstaunen aller Bewohner im Jahr 2004 den Weg Richtung Haïti ausgerechnet im Norden suchte, durchstreifte die Küste "nur" mit der Intensität eines "Tropensturms"; vorher und nachher war Jeanne "Hurrican". Normalerweise schützen die Berge im Landesinneren die Nordküste, dreht ein Hurrican nach der Ankunft in Punta Cana nicht nach Süden ab, wird er so gut wie immer in west-nordwestliche Richtungen von der dominikanischen Küste abgetrieben und trifft dann die Turc-und Caicosinseln oder die Bahamas in sicherer Entfernung zur Nordküste. – Um die Panik etwas herauszunehmen: Die Dominikanische Republik wird nicht annähernd so häufig von Hurricans heimgesucht wie etwa das mexikanische Yukatan, Florida und benachbarte Bundesstaaten im Süden der USA.
Wer sich vor Hurricans von August bis Oktober fürchtet, geht in dieser Zeit besser in den Bayerischen Wald oder kommt an die Nordküste der Dominikanischen Republik.

Wie sie entstehen

Kalifornische Forscher haben in jüngster Zeit mehrere Geburtsorte tropischer Wirbelstürme unter die Lupe genommen und im Computermodell deren Temperaturentwicklung modelliert.Tropische Wirbelstürme entstehen im Spätsommer über den Meeren aus Phänomenen heraus, die sich zunächst in der afrikanischen Sahara entwickeln, und zwar weil riesige Wassermengen verdunsten. Wegen der Erdrotation beginnen die feuchten Luftmassen, sich zu drehen – unter bestimmten Bedingungen wird daraus ein Hurrikan. Wie sehr dieser dann wirbelt und wütet, hängt von mehreren Faktoren ab, von sogenannten Scherwinden zum Beispiel. Den wichtigsten Einfluss auf die Stärke tropischer Wirbelstürmen hat aber der Temperaturanstieg an der Meeresoberfläche. Im 21. Jahrhundert könnten die Ozeane nach Voraussage diverser Klimamodelle noch viel wärmer werden.

Die Folgen

Natürlich ist zunächst an die unmittelbaren Auswirkungen einer Naturkatastrophe zu denken. Das aber ist bekannt.
Es gibt weitere Folgen:
Bereits Ende Mai 2006 reagierte der Ölpreis an der New Yorker Nymex erstmals auf die Gefahr neuer Produktionsausfälle im Golf von Mexiko. Dort wird ein Viertel der gesamten US-Ölförderung aus dem Meeresboden gepumpt – etwa ein Achtel mehr als noch vor zehn Jahren.
Laut dem amerikanischen Minerals Management Service bleibt die Ölförderung in der Region noch heute um etwa ein Fünftel hinter der vor den Wirbelstürmen 2005 produzierten Menge von etwa 1,5 Mill. Barrel (ein Barrel entspricht 159 Liter) täglich zurück. Weiterhin fehlen 13 Prozent des früheren Erdgas-Ausstoßes. „Da am Welterdölmarkt derzeit kaum noch freie Kapazitäten vorhanden sind, würden neue Ausfälle in den USA den Markt empfindlich treffen“, sagt Kevin Norrish von Barclays Capital in London.
Nach Berechnungen der National Oceanic and Atmospheric Administration, NOAA, könnte die US-Ostküste im weiteren Jahresverlauf von acht bis zehn Wirbelstürmen heimgesucht werden, vier bis sechs davon von großer Stärke. „Die Hurrikansaison ist zu einem festen Bestandteil unserer Tätigkeit im Golf von Mexiko geworden“, räumt eine BP-Sprecherin illusionslos ein.
Schon mittelfristig verheißt die Prognose einer stetigen Zunahme der Wirbelstürme im Zuge des weltweiten Klimawandels nichts Gutes für die US-Ölversorgung und damit den Weltmarktpreis. Gefährdet ist sie laut den EIA-Experten nämlich ausgerechnet dort, wo sie in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat – im Golf von Mexiko.
Neben dem direkten Schäden und Förderausfällen gibt es für die Mineralölindustrie noch weitere Bedrohungen durch die Stürme. Im vergangenen Jahr waren die Sturmschäden auf 60 Mrd. Dollar taxiert worden. Laut Schätzungen der auf Versicherungsunternehmen spezialisierten Ratingagentur A.M. Best Co. drohen die 2006 möglicherweise auf 100 Mrd. Dollar anwachsenden Schäden 20 bis 40 Versicherer in die Zahlungsunfähigkeit zu treiben – und das könnte auch ihre Kunden in Mitleidenschaft ziehen.

Zum Beispiel "Jeanne" (September 2004)

Ein schönes Gefühl ist es, abends schlafen zu gehen in der Gewißheit, daß Jeanne, der Hurrican (Anm.: der Mitte September 2004 zu Besuch in der Dominikanische Republik weilte), in der Gegend von Samaná festsitzt. Seit Stunden werden keine bedeutenden Bewegungen die Nordküste herunter in westliche Richtung mehr gemeldet. Dann also gute Nacht.

En la madrugada: 03.30h, Ortszeit Cabarete.

Irgendwie wird es draußen laut. Da kommt Sturm auf, und es regnet heftig. Aber Jeanne ist doch eigentlich abgehakt, was soll das? Ernst genommen haben wir den Hurrican oder Tropensturm ohnehin nicht: ein Hurrican an der Nordküste? Undenkbar! Die Spinnen, die Meteorologen. Die können vielleicht den Druck im Hurricanauge messen, alle möglichen Windgeschwindigkeiten und daraus eine Richtung eines Hurricans unter Reagenzglasbedingungen voraussagen. Aber was wissen die Wetter-Yankees aus Miami schon von der Geographie der Dominikanischen Republik? Die kennen doch bloß ihre Everglades und vielleicht noch die Rocky Mountains. Daß wir hier bedeutende Gebirgszüge haben, mit mehr als dreitausend Metern die höchsten Berge der Karibik überhaupt, das interessiert Uncle Sam doch überhaupt nicht. Deshalb meinen diese meteorologischen Ignoranten, uns, uns hier zwischen Gaspard Hernández und Luperón, könnte ein Hurrican treffen. Lächerlich!

Gleichwohl, es stürmt. Es stürmt immer heftiger. Wozu hat man eigentlich Internet? Also schauen wir mal in die einschlägigen Seiten. Da ergibt sich nun doch tatsächlich, daß Jeanne es gegen 23.00h gewagt hatte, aus ihrer „Falle“ im Landesinneren nahe bei Samaná über die Bay hinweg bis auf den Atlantik auszubrechen. Und nun zieht dieses Phänomen in stereotypischer weiblicher Boshaftigkeit auf uns zu ohne zu bedenken, daß hier bei uns an der Nordküste soetwas traditionell überhaupt nichts zu suchen hat. Bestimmt hat Jeanne, dieses irregeleitete Weib, eine us-amerikanische Staatsbürgerschaft und befürwortete auch die Ivasion im Irak. Um 02.00h hatte Jeanne – wahrscheinlich gedopt, diese Yankee-Hippe – schon den "Playa Grande" erreicht gehabt, allerdings nicht mehr als Hurrican der Kategorie 1, sondern als Tropensturm.

Bei Sonnenaufgang tanzen die Palmen im Garten um uns herum wildesten Merengue. Regenböen peitschen vorbei, der Swimmingpool schlägt Wellen, beim Nachbarn knickt ein Baum um, unsere Glasschiebetüren rappeln aber halten, allerdings wird Regenwasser durch die Fensterrahmen ins Haus hereingepreßt. Die Plastik-Cassita aus dem "PriceMart" wird umgeworfen und in ihre Einzelteile zerlegt, schäme Dich, Jeanne! Bis "zwei" zählen kann Jeanne, diese Irrläuferin, anscheinend nicht, sonst hätte sie nicht nur "eine einzige" Dachschindel bei uns abgedeckt. Wirklich gerade steht keine Pflanze mehr im Garten. Interessant, daß Orchideen fliegen können.

Es ist 11.30 Uhr.

Das Telefonnetz blieb unversehrt wie auch die Internet-Satellitenschüssel auf dem Dach, wenngleich diese nachzujustieren ist. Irgendwie doch nicht perfekt, diese Jeanne. Andererseits: die Menschen sind tief geschockt, nicht nur wegen der zwischenzeitlich bekannten 25 Todesopfern wie hunderten von Verletzten. Ein Erdbeben, das geht ja noch. Aber ein Hurrican hat hier in diesem Bereich der Nordküste so wenig zu suchen wie eine Casa de Putas voller Thailänderinnen, das ist zuviel! Am Ende kommt in zwanzig Jahren nochmal so ein unzüchtig wild blasendes Weib nach Sosúa. Die Straßen sind zunächst unpassierbar, weil überall entwurzelte Bäume herumliegen. Gehören Canadächer nicht nach oben auf das Hoteldach? Die Ampelanlage an der Texaco-Station konnte ruhig weg, wer hält sich schon an Lichtzeichenanlagen? Die Carretera zwischen Sosúa und Cabarete sieht noch am Nachmittag aus wie ein Forstweg, auf dem eine Horde wildgewordener Waldarbeiter sich ausgetobt hatte; Bäume, Sträucher, Zäune, Schilder, Wohnhütten – alles Objekt eines Deslalojos der besonderen Art. In Cabarete gab es ohnehin viel zu viele große Reklameschilder an den Häusern der Durchgangsstraße, und zu viele Autos sowieso. Schon sinnvoll, wenn einige dieser Schilder von Jeanne auf darunter parkende Fahrzeuge geworfen wurden. Wozu brauchen wir die Hinweisschilder auf die Hotels, Supermärkte, auf "Western Union" oder "Helado Bon"? Die Läden kennen wir doch alle. Wildromantisch sieht es aus bei "Isla Bon" und am Fluß Yassica. Mike mit seiner künstlich geschaffenen Aufschüttung lebte in seinem Haus einen Tag einsam auf einer trockenen Flußinsel, seine Nachbarn konnten fast schwimmend die Dachschäden inspizieren. In Böen erreichte die Windgeschwindigkeit dort gemessene 165 km/h.

Halten wir aber fest: Jeanne war bestimmt nur ein Tropensturm. Bei uns an der Nordküste gibt es nämlich nie Hurricans, basta!