03. November 08

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Deutschsprachige Nachrichten aus Panamá

Integration in Sieca

Das Außenministerium deutet an, daß es im Laufe des Monats Dezember zum Beitritt Panamás in das "Secretaría de Integración Económica Centroamericana (Sieca) kommen könnte. Das ist unabdingbar, wenn Panamá mitreden will bei den Verhandlungen über ein Wirtschaftsabkommen mit der Europäischen Union. Bislang hat Panamá nur einen Beobachterstatus. Die EU verhandelt mit dem Zusammenschluß der Sieca und nicht einzeln mit den “Sieben Zwergen”, wie die Länder Mittelamerikas auch genannt werden.

In vielerlei Hinsicht stellen sich Fragen bei Wirtschaftsverhandlungen mit der EU für Panamá anders dar als für die anderen Länder Mittelamerikas. Ein Beispiel: während die Umsatzsteuer (Impuesto de Transferencia de Bienes Muebles – ITBM) in Panamá nur 5% beträgt, werden in El Salvador 13% abkassiert. Im August will die Sieca der EU die eigenen Vorstellungen unterbreiten im Hinblick auf freieren Handel.

Der Entschluß, bei der Sieca mitzumachen, ist für Panamá als traditionell dem freien Warenaustausch anhängendem Land kein schwerwiegender. Schon jetzt haben die anderen Zwerge mit Panamá den Handel harmonisiert in einem Umfang, der 70% erreicht hat. Ein Blick in die Supermarktregale spricht eine deutliche Sprache. 30% der Waren sind noch sensibel – und werden es für längere oder kürzere Übergangszeiten auch bleiben.

Globale Finanzkrise

Die findet in Panamá nicht statt. Die panamaische Ministerin für Handel und Industrie, Carmen Gisela Vergara, nahm an einem Wirtschaftsforum in Tokyo teil und berichtete über die aktuelle Lage im Land. Dank der außergewöhnlich hohen Liquidität der panamaischen Banken sind Verluste in der weltweiten Wirtschaftskrise weitgehend ausgeblieben. Dies läge auch daran, daß die Finanzierungen in Panamá auf eigenen regionalen Finanzquellen basieren. Das unterscheide Panamá grundsätzlich von sämtlichen anderen lateinamerikanischen Ländern und der Karibik. Der panamaische Bankensektor profitiere sogar, seit die Krise ausgebrochen sei.

Anleger flüchten mit ihrem Geld in das sichere Panamá, der “Schweiz Lateinamerikas”, wie das Land auch genannt wird. Und das ohne Währungsrisiko, denn die Landeswährung ist der US-Dollar. Manches deutet darauf hin, daß das Land ein Gewinner der globalen Krise werden könnte.

Herrn Steinbrück werden die Ohren geklingelt haben, als die Ministerin nicht nur auf das nicht existierende Währungsrisiko hinwies, sondern auch auf Panamás Verzicht auf Kontrolle von Auslandsdevisen, den von den Banken steuerfrei ausgeschütteten Renditen an ihre Kunden (egal ob Panamaer oder Ausländer), der unbehinderten Möglichkeit von internationalen Überweisungen und den günstigen Darlehenszinsen. Das einzigartige Bankgeheimnis erwähnte Frau Carmen Gisela Vergara nicht eigens – das weiß eh jeder.

Baustopp an der “Metromall”

Nein, mit der Weltwirtschaftskrise hat das nichts zu tun. Der Grund sind extrem heftige Niederschläge in der noch bis zum Dezember anhaltenden Regenzeit. Die Mall wird errichtet bei Los Pueblos auf dem Weg von Panamá nach Tocumen. Es kam zu Überschwemmungen und Erdrutschen, im nahegelegenen San Antonio wurden 18 Häuser teilweise schwer beschädigt. Und deshalb stellte das Bauministerium (MIVI) vorgestern die Bauarbeiten erst einmal ein.

In Coronado haben wir dagegen eher das Gefühl, daß die Regenzeit weitgehend ausgefallen ist. Allerdings: einen Monat haben wir noch vor uns bis zum “immerwährenden Sonnenschein” bis in den Mai hinein.

Stadterneuerung

Natürlich gibt das Unruhe bei den Bewohnern von Curundú, El Chorrillo, Santa Ana und Calidonia. Panamá Stadt ist an vielen Orten erneuerungsbedürftig, nicht zuletzt dort. 236 Grundstücke zieht die Regierung jetzt an sich, um danach dort die Stadtsanierung starten zu können. Alles beruht auf gesetzlicher Regelung aus dem Jahr 1973. Einzelheiten der jetzt im Bauministerium getroffenen Resolution sind noch nicht bekannt. “Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß!” – das funktioniert halt nicht.

Fortschritte in Coronado

Vergangene Woche öffnete in Coronado die “Clinica San Fernando” ihre Tore. Die renommierte Klinik aus der Hauptstadt bietet qualifizierte ärztliche Dienstleistungen nun auch 85km von Ciudad an der Pazifikküste an. Neben Notfallversorgung liegt der Schwerpunkt der Klinik bei der Behandlung typischer Alterserkrankungen wie Herzproblemen, Schlaganfallbehandlung, Diabetes etc.

Begonnen haben zwischenzeitlich auch die Bauarbeiten an der Mall von Coronado. Das wird das größte Einkaufszentrum Panamás außerhalb des Hauptstadtbereiches. Auf einer Fläche von 9.500 m² entsteht eine zweigeschossige Mall im Kolonialstil mit 40 Geschäften unterschiedlichster Größe und 15 Büros wie einem Geschäftszentrum und 9 Restaurants. 250 Parkplätze gehören zur Mall.

Man muß nicht in der brodelnden Haupstadt leben und arbeiten, es geht auch angenehmer – dort, wo andere Urlaub machen.