Keine Übersterblichkeit im Gesamtjahr 2020

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Es liegen jetzt vorläufige Zahlen hinsichtlich einer vermeintlichen Übersterblichkeit für das Jahr 2020 vor:

  • 982.439 Sterbefälle hat das Statistische Bundesamt von Januar bis Dezember gezählt.
  • Das sind rund 48.000 mehr als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. Die Zahl der 2020 offiziell erfassten Corona-Toten beträgt laut Robert Koch-Institut 39.201.
  • Statistiker sehen folgerichtig für das Jahr 2020 in seiner Gesamtheit (Januar bis Dezember) keine nennenswerte Übersterblichkeit.

 

Professor Göran Kauermann von der Universität München hat mit seiner “Corona Data Analysis Group” die Zahlen seit 2016 mit denen von 2020 verglichen. Es hat sich nicht viel verändert bei den Zahlen dieser vier Jahre.

Was für eine Blamage für die vielen Seuchen-Apokalyptiker!

Zwar meldet das Statistische Bundesamt knapp 48.000 Tote mehr als im Vergleich der Jahre 2016 bis 2019.

Das darf aber nicht als Übersterblichkeit interpretiert werden. Bei der Sterblichkeit von 2020 im Vergleich zu den Jahren davor muss man die Altersstruktur berücksichtigen. Der Jahrgang 1940, also der heute 80-Jährigen, war besonders geburtenstark, und das wirkt sich erhöhend auf die aktuellen Sterbezahlen aus.

Es waren deshalb 2020 statistisch von vornherein fast 41.000 Tote mehr zu erwarten als im Schnitt der Jahre 2016 bis 2019. Die 7.000 Gestorbenen, die noch fehlen zur Zahl von 48.000, bewegen sich völlig im Rahmen von zufälligen Schwankungen. Hinzu kommt noch der weitere Effekt, dass im Jahr 2020 die Grippewelle praktisch ausgefallen war, weil sich ab Mitte Februar die Hygienemaßnahmen durchgesetzt hatten und es zu praktisch keinen normalen Grippeinfektionen durch Ansteckung mehr kam.

Daher ist das Jahr 2020 ein nicht nennenswert auffälliges Jahr.

Wir beobachten angesichts dieser Zahlen ein betretenes Schweigen in weiten Teilen von Presse und Politik.

Hier einige grundsätzliche Anmerkungen, die bei der Einordnung der aktuellen Covid-19 Diskussion hilfreich sind, alles korrekt einzuordnen.

Es ist sinnlos, völlig nichtssagend, absolute Zahlen von Toten an einzelnen Tagen, Wochen oder auch Monaten mit den Werten im entsprechenden Zeitraum früherer Jahre zu vergleichen. Dafür schwanken die Sterbefälle, die vom Statistischen Bundesamt neuerdings tagesgenau bekannt gegeben werden, viel zu stark.

Sinnvoll ist allein der jahresweise Vergleich.

Allerdings auch nur dann, wenn man die jeweils gemeldeten Sterbefälle in Beziehung setzt zur jeweiligen Bevölkerungszahl. Eigentlich eine Binsenwahrheit, sollte man meinen.

Seit 1950 gibt es mit gewissen Einschränkungen zuverlässige Zahlen über die jeweilige Bevölkerung in Deutschland und über die Zahl der Sterbefälle. Vergleicht man über die nun 70 Jahre den Wert der jährlichen Todesfälle pro 100.000 Einwohnern, so schwankt dieser Wert zwischen knapp mehr als 1000 und etwas mehr als 1200 – also um immerhin 20%.

Es macht viel Sinn, die

Zahlen von Jahren mit besonderen Krankheitswellen

miteinander zu vergleichen, konkret mit der derzeitigen Covid-19 Lage.

Etwa alle drei Jahre gibt es in Deutschland mittelschwere Grippewellen, die mehr als 15.000 zusätzliche Todesopfer pro Jahr fordern.

Von 1984/85 bis 2018/19 gab es in diesen 34 Jahren elf solche Wellen, die stärksten

  • 1995/96,
  • 2012/13
  • und 2017/18.

 

Die Statistiker und die Epidemiologen des Robert-Koch-Instituts gehen für diese Wellen von jeweils mehr als 25.000 Toten aus – nicht viel weniger als jetzt bei Corona Covid-19.

Über frühere Grippewellen gibt es keine verlässliche Grundlage für derartige Auswertungen, man kann nur mutmaßen, dass die sogenannte

  • “Asiatische Grippe” vor allem 1957/58 und in einer zweiten Welle 1959/1960 in der damaligen Bundesrepublik mehr als 50.000, vielleicht auch bis zu 60.000 Opfer forderte (also ohne die DDR);
  • “Hongkong-Grippe” 1968 bis 1970 nach Expertenschätzung rund 52.000 Tote in Gesamtdeutschland.

 

Diese Wellen spiegeln sich auch in der absoluten Zahl der Sterbefälle und im aussagekräftigeren Wert pro 100.000 Einwohner: In den Jahren dieser Epidemien gab es deutliche Abweichungen vom Mittelwert nach oben, meist von 2% bis 3%, teilweise aber auch von bis zu 5%.

Wenn derzeit unsere Seuchen-Apokalyptiker soweit gehen, Covid-19 mit der “Spanischen Grippe” von 1918/1919 zu vergleichen, dann fragt man sich, wie dieser Unsinn überhaupt Eingang in die Medien finden kann.

Der “Spanischen Grippe” fielen in Deutschland zwischen 300.000 und 600.000 Menschen zum Opfer, wobei ein Wert von 425.000 Toten als der wahrscheinlichste gilt. Wenn man die Zahl der 1918 im Kampf an den Fronten des Ersten Weltkrieges gefallenen deutschen Soldaten aus der Sterbestatistik herausrechnet, dann ergibt sich durch die Spanische Grippe allein eine Übersterblichkeit von etwa 30%.

Nun also die kompletten Zahlen zum Jahr 2020:

  1. Das Statistische Bundesamt gibt die Gesamtzahl der im Corona-Jahr in Deutschland verstorbenen Menschen vorläufig mit 982.439 an.
  2. Bei einer Gesamtbevölkerung von ebenfalls vorläufig geschätzten etwa 83,25 Millionen Menschen (einschließlich 102.000 neu gestellter Asylanträge in 2020) ergibt das einen Wert von 1180 Sterbefällen pro 100.000 Einwohnern.
  3. Das ist gegenüber dem Grippejahr 2018 eine Zunahme um gerade einmal 30 Sterbefällen pro 100.000 Einwohnern, einem Grippejahr, das wohl kaum einer als besonders gefährlich für sich persönlich wahrgenommen hatte – Hand aufs Herz, richtig oder nicht?
  4. Die sich ergebende statistische Sterblichkeit von 1,18% liegt unter den entsprechenden Werten der Jahre 1957 bis 1985, obwohl die Gesellschaft heute deutlich älter geworden ist.

Allein anhand solcher Werte sollte man die Verhältnismäßigkeit der Corona-Politik beurteilen.

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Wir danken Sven Felix Kellerhoff, Leitender Redakteur “Geschichte” bei der WELT, für die klärenden Ausführungen, Artikel bezahlpflichtig.