Erste Blase schon sichtbar

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Die drei QE-Kaufprogramme, die die US-Notenbank zwischen Ende 2008 und Herbst 2014 umgesetzt hatte, haben die Märkte weniger beeinflußt als das Kaufproramm der EZB seit Anfang März 2015.

Also ein Erfolg der EZB?

Laut den Experten der US-Bank Citigroup schlägt die Politik der quantitativen Lockerung durch die EZB stärker auf die Märkte durch als erwartet. Schon nach einem Monat fragten sich besorgte Stimmen gar, ob die Euronotenbank nicht über das Ziel hinausschießt.

Kurszerfall des Euro: Seit Jahresbeginn 2015 ist der Wechselkurs gegenüber dem Dollar iinerhalb der ersten drei Monate des Jahres von 1.21 auf 1.09 Euro eingebrochen. Das ist ein Minus von rund 10%.

Anleihenmärkte: Der oberste Investmentverantwortliche für Anleihen beim Vermögensverwalter Allianz Global Investors, eine Tochter des deutschen Versicherungskonzerns Allianz, meinte im März 2015 gegenüber dem „Wall Street Journal“:

„Nie in der Geschichte sind Anlagen im Anleihenbereich mit so hohem Risiko getätigt worden.“

Er sprach damit den Umstand an, daß Investoren ihre Anleihenportefeuilles zunehmend umschichten zugunsten von Schuldscheinen, privaten wie auch staatlichen, mit langen Laufzeiten.

Will man eine positive Rendite erzielen, geht es faktisch auch gar nicht mehr anders.
Im Zuge der EZB-Aufkäufe sind z.B. deutsche Staatspapiere mit Laufzeiten bis rund sieben Jahren in den negativen Bereich gerutscht. Laut der Agentur Bloomberg wies im März 2015 beinahe ein Drittel aller ausstehenden Eurostaatsanleihen Renditen von weniger als 0% auf. Mit solchen Titeln ist folgerichtig ein Verlust garantiert, falls sie bis zum Verfall gehalten werden.

Mit ihren Anleihenaufkäufen und den damit verbundenen Renditeeinbußen zielt die EZB ganz bewußt darauf ab, die Anleger in risikoträchtigere Investments zu drängen, beispielsweise in Unternehmensanleihen und Aktien, um so die Finanzierungsbedingungen für die Realwirtschaft zu verbessern.

Das aktuell entstehende Risiko:

  • Investoren bevorzugen bei ihrer nahezu verzweifelten Suche nach renditehaltigen Anleihen immer längere Laufzeiten. Sie wissen, daß sie diese Papiere jederzeit an die EZB veräußern können.
  • Andererseits reagieren aber lang laufende Schuldscheine besonders empfindlich auf Veränderungen bei den Marktzinsen.

Bei einem Anstieg der Zinsen als Folge höherer Inflationserwartungen sind die Kursverluste bei 10-jährigen Anleihen wesentlich höher und bei 30-jährigen noch höher als bei zweijährigen Papieren. Schon geringe Zunahmen der Renditen könnten daher zu schweren Verlusten führen.

Wir erleben demnach einen Tanz auf extrem dünnem Eis. Laut einer kürzlichen Umfrage unter 300 britischen Fondsmanagern vertraten rund 80% die Meinung, daß Anleihen überbewertet seien, wobei Staatspapiere als das am stärksten überbewertete Segment bezeichnet wurden.

  • Vorsorgeträger müssen aus regulatorischen Gründen in die Staatspapiere investieren um die Schulden der Staaten teilfinanzieren. Man hat sie in
  • Zwangshaft genommen und damit auch „Otto Normalverbraucher“.
    Darüberhinaus vertrauen Lebensversicherer & Co darauf, daß die EZB noch auf Sicht etlicher Monate bei Bedarf den Markt leer kaufen wird.

So weit, so gut. Aber:

Die meisten Marktbeobachter sind sich einig, daß die Anleihenmärkte keine Tuchfühlung mehr zu den Fundamentaldaten haben oder anders ausgedrückt, sie sich im Stadium der Blasenbildung befinden.
Mögliche Gründe, die die Vermögenspreisblase zum Platzen bringen können:

  1. Leitzinserhöhung in den USA,
    unerwartet starker Konjunkturauftrieb in Europa, der die
  2. Inflationserwartungen in die Höhe treibt,
  3. ein politisches Schockereignis.

Dann doch wohl lieber in physisches Gold investieren in den ohnehin zinslosen Zeiten. Das ist wenigstens sicher, ununterbrochen sicher schon seit 4.000 Jahren. Und der Goldbarren ist nicht verschuldet wie der ausstellende Staat mit seinem Junkbond namens “Schuldverschreibung”.