Zwei Mal Bitcoin

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Grenzenlose Währung = Offshore Währung

AKTUELL: Die Bitcoin Gabelung (bitcoin fork)

Wochenlang wurde gewarnt: Nutzer sollten um den 01. August vorübergehend keine Bitcoins mehr überweisen. Es könne sein, dass ihre Transaktionen im Netzwerk verloren gehen. Grund für die Panik: Zum 01. August wurde die Software hinter der weltweit beliebtesten Kryptowährung aktualisiert. Nun ist die Aktualisierung abgeschlossen. Ohne Probleme, wie es aussieht.

Einziger Unterschied bislang:

Seit 1. August gibt es zwei Versionen des Bitcoin – Bitcoin und Bitcoin Cash.

Der Bitcoin war ein Opfer seines eigenen Erfolges geworden. Da mittlerweile

  • von der chinesischen Großmutter
  • bis zum Wall-Street-Banker

 

Millionen von Menschen die Währung nutzen, war die zugrundeliegende Technik überfordert. Das führte dazu, dass Transaktionen länger dauerten und dadurch teurer wurden – eigentlich war die schnelle und günstige Abwicklung des Zahlungsverkehrs der große Vorteil der Ländergrenzen sprengenden Internetwährung Bitcoin.

Daher war ein Streit um die Art der Beschleunigung entbrannt.

Das Programm war bislang auf eine bestimmte Zahl an Transaktionen begrenzt, die in einem Block gespeichert werden konnten. War der Block voll, wanderte er unveränderbar in die Bitcoin-Blockchain, das digitale Register, das jeder Teilnehmer weltweit einsehen kann.

Jeder Block hatte eine maximale Größe von einem Megabyte (Mb), mehr Informationen konnte er nicht aufnehmen. Weil die Zahl der Transaktionen im Bitcoin-Netzwerk aber in der letzten Zeit so hoch war, mussten Teilnehmer immer länger darauf warten, dass ihre Zahlungen verifiziert wurden, also in einem Block gespeichert werden konnten.

Die technischen Hintergründe sind etwas komplex:

Der Bitcoin basiert auf der Blockchain. Doch Blockchain ist nicht gleich Blockchain. So kann zum Beispiel die Größe der einzelnen Blöcke variieren oder auch die Details darüber, was genau in der Blockchain festgeschrieben wird. Und genau darüber ist ein Streit entbrannt. Vereinfacht gesagt: Umso größer die einzelnen Blöcke, umso mehr Transaktionen können durchgeführt werden.

  1. Eine riesengroße Mehrheit befürwortet eine Blockgröße von 2 Megabyte,
  2. wenige Enthusiasten eine von 8 Megabyte.

Der Großteil der Community hat eine Anpassung des bestehenden Bitcoin befürwortet (Ziffer 1). Und sie gilt als die radikalere Lösung.

Mit dem Update wurde zum 01. August zwar die Blockgröße noch nicht erhöht, sie liegt weiterhin bei einem Megabyte. Doch lassen sich in dieser Version mehr Informationen in jeden Block hineinschreiben, da einige Angaben nicht mehr in der Blockchain gespeichert werden (Segwit):

  • Der Ein- und Ausgang der Zahlungen wird weiter in das Register geschrieben, nicht aber die dazugehörige Signatur der Transaktionen.

Vereinfacht gesagt bestätigen die Inhaber einer Kontonummer im Bitcoin-Netzwerk mit so einer Signatur nur noch, dass sie die Eigentümer des Kontos sind.

Dadurch, dass diese Signaturen nun außerhalb der Blockchain gespeichert werden, lassen sich nach Schätzungen etwa 40% – 50% mehr Daten in jedem Block speichern. Im Dezember soll dann noch die Blockgröße erhöht werden, von einem auf zwei Mb.

Die Macher von Bitcoin Cash (Ziffer 2) sind hier aber ausgeschert: In ihrem Coin wird es kein Segwit geben und die Blöcke sind 8 Mbyte groß. In der neuen, abgespaltenen Variante, Bitcoin Cash, ist das bereits passiert. Mit dem Update erhöhte sich die Blockgröße von einem Mb auf acht. So lassen sich unmittelbar mehr Transaktionen in einem Block erfassen. Diese Variante galt als die unbeliebtere unter den Entwicklern, numerisch nur ein kleiner Teil der Bitcoin Community unterstützt bislang den Bitcoin Cash.

Denn diese Lösung ist konservativer insoweit, als weiterhin alle Informationen in die Blockchain gelangen. Allerdings: Als Indiz, dass Bitcoin Cash zu den erfolgreicheren Neugründungen gehören wird, kann der einflussreiche Kreis der Unterstützer gelten. Hinter Bitcoin Cash stehen insbesondere chinesische Miner des Mining-Pools und Handelsplatzes ViaBTC sowie Entwickler des Clients Bitcoin ABC. Gehandelt wurde das neue Geld zum Beispiel schon ganz schnell bei der großen Börse Bitfinex aus China.

Weil sich beide nicht einigen konnten, gibt es mit Bitcoin und Bitcoin Cash nun zwei Währungen.

Technisch gesehen wurde der aus den Blocks bestehende Strang gespalten: Bis 14.20 Uhr am 01. August war alles identisch. Danach hatten Bitcoin-Nutzer in ihrem digitalem Portmonée mit Bitcoin Cash und Bitcoin zwei Währungen.

  • Wie der Name andeutet, macht der Cash das Zahlen mit Bitcoins wieder unkomplizierter möglich.
  • Weil die Blöcke mehr Kapazität haben, können Zahlungen schneller abgewickelt werden. So dürften die Gebühren für die Transaktionen wieder fallen.

 

Genau das war aber schliesslich gerade der Charme, dass die Gebühren für Überweisungen im Bitcoin-Netzwerk rund um den Erdball nahe Null sind.

Beide Bitcoin-Varianten haben ihre Existenzberechtigung und werden schon mittelfristig ihren Wert steigern können.

So sah es auch der Markt am 2. August.

  • Nach dem Update verlor der Bitcoinkurs nur rund USD 200, sank von USD 2.900 Dollar auf USD 2.700 ab.
  • Der neue Bitcoin Cash legte dagegen seit seiner Auflage gleich rasant zu. Ein Bitcoin Cash kostete schnell USD 665.

 

Die Kurse der beiden Bitcoin Versionen addiert ergäben mit deutlich über USD 3.000 einen neuen Rekord-Höchststand.

  1. Mit USD 44 Milliarden Marktkapitalisierung ist der Bitcoin trotz Teilung weiterhin die größte Kryptowährung der Welt.
  2. Danach folgt Ethereum mit USD 20 Milliarden.
  3. Und auf Platz drei liegt bereits Bitcoin Cash mit fast USD 11 Milliarden Börsenwert.

Bitcoin-Anleger haben mit dem Update also unterm Strich Gewinn gemacht.

Nur dürften die wenigsten Bitcoin-Nutzer davon bislang was sehen.

Denn ein Blick in die digitale Geldbörse (Wallet) zeigt: Nichts.

Dort steht weiterhin ausschließlich der Wert der Bitcoins. Vom neuen Bitcoin Cash keine Spur. Und das, obwohl jeder Nutzer doch eigentlich die gleiche Menge gutgeschrieben bekommen sollte.

Das liegt daran, dass sich die Nutzer ihre Bitcoin Cash erst abholen müssen. Sie sind auf dem Konto hinterlegt. Weil Bitcoin und Bitcoin Cash aber nicht kompatibel sind, muss man dafür sein Konto auch mit einer neuen Cash-Wallet verknüpfen. Noch unterstützt kaum ein traditioneller Bitcoin-Wallet-Anbieter die Cash-Coins in seinen Apps. Eine Ausnahme ist “Coinomi”, dort haben wir selbst bereits am 2. August unser Bitcoin Cash Wallet gefüllt mit der neuen Währung.

Wer die geschenkten Cash-Coins sofort verscherbeln will sollte bedenken, dass steuerrechtlich derzeit noch nicht geklärt ist, wie oder ob die Gewinne versteuert werden müssen. Nutzer erwerben die Cash-Coins nicht, sie erhalten sie quasi aus dem Nichts. Ist das eine Schenkung gem.§§ 516 ff.BGB ? – Wohl eher nicht. Eine Schenkungsabsicht einer konkreten Person ist nicht erkennbar.

Grundsätzlich sind bei Kryptowährungen Gewinne steuerfrei, wenn Nutzer ihre Coins ein Jahr gehalten haben. Ob diese Regelung auch für Cash-Coins gilt, ist aktuell zwar nicht geklärt durch irgendeine amtliche Stellungnahme, sollte aber niemanden Kopfschmerzen bereiten.

Mit uns schon gar nicht!

Mit uns anonym in die Kryptowährungen einsteigen?