Warnung Wegelin & Co.

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Das Szenario „Roter Abgrund“

Der steigende Goldpreis und die im Zuge der Dubai-Krise in die Höhe geschnellten Kreditrisikoprämien für Staatshaushalte sind die ersten Anzeichen einer unaufhaltsamen Spirale, die im Abgrund des Untergangs der westlichen Industrienationen, in der Vernachlässigung ihrer ordnenden Funktionen im Innern und im Äussern, im Durcheinander von immer illusionärer werdenden Versprechungen an die Sozialpartner und effektiv nicht mehr vorhandener Kapitaldeckung, in verschärftem Protektionismus, ja, in der Neigung zu Enteignungen und zur Gewalt endet.

Abyssus ruber, der rote Abgrund – hervorgerufen durch die eklatante Zunahme der ohnehin schon zuvor fast hoffnungslos hohen Verschuldung der USA, Japans, Grossbritanniens, Deutschlands und anderer europäischer Länder im Zuge der Finanzkrise.

Die zusätzliche Verschuldung entpuppt sich im wesentlichen als unproduktiv, diente sie doch lediglich der Erhaltung der notorisch ineffizienten Strukturen im Finanzsystem, der Zementierung der durch die implizite Staatsgarantie gegebenen Pfründe für die grossen Finanzkonglomerate, der Fortschreibung verzerrender Effekte im Immobiliensektor und der kurzfristig orientierten Gesichtswahrung in der Industriepolitik (Automobilhersteller!).

Politische Fehler, namentlich auf Seiten der USA, verschärfen die Situation insofern, als es nebst allen ohnehin schon bestehenden Bedenken bezüglich der Schuldensituation Amerikas zu Massnahmen kommt, die ausländisches Kapital mehr und mehr davon abhalten, US-Schulden zu finanzieren. Der den schon sehr abschreckenden Plänen zur Reform des “Qualified Intermediary“-Systems nachgeschobene „Foreign Account Tax Compliance Act of 2009“ und der durch das amerikanische Erbschaftssteuerrecht  gegebene Einbezug von ausländischen Besitzern an amerikanischen Wertschriften in eine Steuerpflicht mit hohen Progressionssätzen beginnen – langsam aber sicher – die Finanzierungsbasis der Amerikaner zu erodieren.

Der US-Dollar gerät zunehmend unter Druck, zumal auch gewichtige Stimmen im amerikanischen Inland wie der Bond-Spezialist Bill Gross und der Aktien-Guru Warren Buffett zu vermehrter Diversifikation geraten haben. An einem bestimmten Punkt der Währungserosion und unter dem Eindruck eines Crashs an den Obligationenmärkten – man akzeptiert weltweit die Bonität von Staatsschuldnern nicht mehr – müssen die Amerikaner zur absoluten Unzeit die Zinsen erhöhen.

Derweil wird die Welt von der konjunkturellen Entwicklung herb enttäuscht. Was man als Stabilisierung auf tiefem Niveau bezeichnet hat, entpuppt sich lediglich als Plateau vor einem nächsten Abgrund.

Die Stimulierungspakete für Automobilkäufer und für Eigenheimbesitzer erweisen sich als

teure Strohfeuer, mithin als eigentliche Fehlinvestitionen. Der US-Immobilienmarkt stürzt um weitere 20 Prozent ab, GM muss seine Produktion definitiv einstellen. In Europa werden namentlich die mittelständischen Unternehmungen, die sich in der ersten Phase der Krise so tapfer gehalten haben, regelrecht auf dem linken Fuss erwischt, haben sie doch gerade dazu angesetzt, die Produktion wieder hochzufahren. Angesichts der ohnehin schon angespannten Finanzsituation dieser Unternehmungen lassen sich Konkurse nicht mehr abwenden.

 

Erratische Aktionen der Politiker sind nicht zu vermeiden, der Druck der Strasse auf die Wirtschaft nimmt zu und führt in vielen Fällen zu Gewaltexzessen.

Der Leuchtturm des Jahres 2009, die Volksrepublik China, erlebt 2010 eine der gefährlichsten innenpolitischen Krisen. Durch das Versiegen amerikanischer Importe müssen wesentliche arbeitsintensive Betriebe stillgelegt werden; es gelingt nicht, die Heerscharen von Arbeiterinnen und Arbeitern in andern Teilen Chinas zu absorbieren. Soziale Unrast ist die Folge und gefährdet immer mehr das zarte Pflänzchen eines aufstrebenden Mittelstandes. Ungewissheit lastet seither wie eine bleierne Wolke über dem asiatischen Koloss.

Und so weiter. Es bereitet nicht eben Freude, sozusagen als Wegelin-Konsalik die künftigen Schlachten von Stalingrad zu beschreiben. Aber Hand aufs Herz:

Ist das alles und noch viel Schlimmeres denn wirklich auszuschliessen?

Ein russischer Zukunftsforscher prognostizierte vor einiger Zeit einmal den Zerfall der USA und die Möglichkeit Russlands, Alaska zurückzukriegen. Einmal abgesehen von der Möglichkeit, dass Frau Sarah Palin auf diese Weise russische Staatspräsidentin werden könnte – selbstverständlich erscheinen solche Szenarien oft als abstruse Spintisiererei. Allein, die Weltgeschichte ist voll von eigentlich nur irrationalen Vorgängen. Man kann aus unserer Sicht deshalb nicht genügend über die Folgen „roter Abgründe“ nachdenken. Es gibt sie, ja, geschichtlich gesehen gibt es fast ausschliesslich nur sie.

Das Szenario „Goldener Osten“

Auch für dieses Szenarium knüpft Wegelin & Co. an den gestiegenen Goldpreis an.

Dessen Preisanstieg rührt von heimlichen, doch stetigen Goldkäufen der Zentralbanken Chinas und Indiens her, die das Übermass an Währungsreserven in Dollar zu diversifizieren trachten, doch nicht nur das, die vielmehr die Lancierung einer asiatischen Alternative zur bisher monopolistischen Reservewährung US Dollar vorbereiten.

 

  • Die Unterlegung einer solchen Währung mit möglichst viel Gold ist das eine, 
  • die Vorbereitung eines Marktes für chinesische Treasury-Bills über den Finanzplatz Hong Kong das andere.

 

Die Chinesen, im Westen als blosse Nachahmer krass unterschätzt, haben nämlich als genaue Beobachter und hervorragende Wirtschaftswissenschafter erkannt, weshalb der Euro seinen Platz als ernstzunehmende Reservewährung nie erstreiten konnte: 

  • weil ihm ein liquider Markt an risikolosen Papieren fehlt.

Mit Hong Kong verfügen sie über eine versatile Plattform, sowohl ausgerichtet auf Finanzierung nach Innen, zugunsten der Investitionen in Mainland China, als auch nach aussen, zum globalen Finanzuniversum hin, das bekanntlich nach Diversifikationsmöglichkeiten dürstet, denn die zu Nullzinsen erhältlichen US-Treasury-Bills sind auf die Dauer doch etwas gar unattraktiv.

 

Derweil erfreuen sich die wesentlichen Länder des Ostens eines robusten Aufschwungs. Indien, dem schon immer durch eine starke Binnenwirtschaft geprägten Subkontinent, gelingt die Entkrustung wesentlicher interner Handelshemmnisse. Dank seinem angelsächsischen Hintergrund wird es mehr und mehr zum Klon Europas mit deutlich jugendlicherer Ausprägung. Infolge der geringen Verschuldung ist es den indischen Unternehmungen möglich, im angelaufenen Innovationsschub nicht nur mitzuhalten, sondern da und dort die Vorreiterrolle zu übernehmen.

 

China, das während langen Jahren als letzte Bastion des Realsozialismus seine Arbeiterschaft ausgesogen und mit den von ihr produzierten billigen Gütern die Welt und vor allem die USA überschwemmt hatte, begann im Jahr 2008 damit, über enorm ehrgeizige und extrem schnell durchgezogene Infrastrukturprojekte das auf der höchsten Ebene des Staates akkumulierte Volksvermögen zu verteilen. Die Millionen von  Ingenieuren, Handwerkern, Arbeitern und Hilfskräften bringen es zu einem kleinen privaten Wohlstand und steigen in eine Art Mittelklasse auf. Deren Grösse entspricht anzahlmässig ungefähr der Bevölkerung der USA oder Europas. Gleichzeitig beginnen die Chinesen, vorsichtig die Umrisse eines sozialen Auffangnetzes zu knüpfen. Die Sparquote der Chinesen sinkt im Gleichschritt zu diesen Bemühungen; der Chinese ist beim Konsum angelangt. Das Regime, nominell kommunistisch, de facto eine Oligarchie mit monarchischen Zügen, kann sich dank des Wachstums, der einzigen Bestimmungsgrösse für politische Stabilität in China, ohne grössere Probleme halten.

Das nähere (Hong Kong, Taiwan, Südkorea) und fernere Umfeld (Indonesien, Philippinen, Australien, Neuseeland) profitiert vom chinesischen Aufschwung und der nachhaltig erscheinenden östlichen Stabilität in hohem Masse. Die ganze Region richtet sich auf die nun zur Realität gewordenen Gewichtsverschiebung in der Welt ein. Inwieweit allerdings auch sicherheitspolitische Schritte erfolgen, um die Dominanz der Amerikaner in dieser Weltgegend zu vermindern, bleibt noch offen.

Europa und die USA haben mit einem konjunkturellen „Double-Dip“ zu kämpfen. 2010 bricht die Wirtschaft ein zweites Mal ein, weil die Benachteiligung der westlichen Industrienationen wegen der hohen Staatsverschuldung und den überschuldeten Sozialsystemen nun offenkundig wird, Reformkräfte sich aber immer noch nicht richtig formieren können. So hat die neue Koalition in Deutschland den Steilpass des Stimmbürgers grandios verpasst und kämpft mühselig um Steuererhöhungen, anstatt dass sie das Land und seine Bürger endlich von der Last übertriebener Solidarität befreit hätte.

 

Der Stern des amerikanischen Präsidenten ist längst verblasst; aus der erhofften Leader-Figur ist ein nicht mehr ganz ernstzunehmender Cheer-Leader mit wenig und ermüdetem Publikum geworden.

 

Vom Asien-Boom profitieren nur jene Unternehmungen, die auch nach der ersten Phase der Rezession noch über genügend finanziellen Spielraum verfügten und denen es gelang, Banken zur Finanzierung notwendiger Investitionen zu gewinnen.

Denn eines hat sich gezeigt: Die Welt hat sich nicht nur wirtschaftsgeografisch verändert, vielmehr hat die Rezession von 2008/2009 auch eine weitere technologische Revolution nach sich gezogen. Kein Sektor, kein Markt, in dem noch dieselben Produkte in denselben Strukturen hergestellt oder vertrieben werden könnten. Vom Automobilbau über die Energiegewinnung und die Medien bis hin zu Finanzdienstleistungen haben die flexiblen, rasch agierenden Marktteilnehmer Terrain gewonnen, währenddessen die alten Dinosaurier höchstens noch ihre Agonie zelebrieren.

Tritt dieses Szenario ein, stellt Wegelin & Co. daraus folgende unangenehme Fragen an seine Kunden:

 

  • Haben Sie sich schon überlegt, wie in einem solchen Szenario Ihre höchst persönliche Situation aussehen würde?
  • Haben Ihre Kinder schon Mandarin erlernt?
  • Haben Sie sich auf die relative und wohl auch absolute Reduktion der westlichen Wirtschaftstätigkeit eingestellt?
  • Mithin sich von den Aussichten, von den auf Wachstum basierenden Sozialversicherungssystemen zu profitieren, bereits verabschiedet?
  • Haben Sie Ihre Lebensweise auf den absehbaren Vermögensverlust umgestellt?
  • Und wie sieht Ihr Portefeuille mit Finanzanlagen aus?
    • Ist die neue Welt genügend darin vertreten?
    • Hat Ihr Berater die Notwendigkeit hoher Finanzkraft in seiner Aktienauswahl berücksichtigt?
  • Wie gedenken Sie mit der Ablösung des US-Dollars als einziger Reservewährung umzugehen? 

Das Szenario „Angenehmes Schräges L“

Es steht ausser Frage, dass die Finanzkrise nicht nur einer Implosion des auf Überschuldung und Hyperaktivismus beruhenden Bankensystems gleichkam, sondern dass die lange Dauer völlig problemloser Finanzierungsverhältnisse auch auf der realen Seite Verzerrungen geschaffen hatte, die in der weltweiten Rezession nun korrigiert werden.

 

Am augenfälligsten wird das Phänomen einer solchen Verzerrung mit realen Konsequenzen sowie die Notwendigkeit einer realen Korrektur derzeit gewiss am Beispiel von Dubai. Dort sind die Folgen zu tiefer Schwellen für die Finanzierung von Projekten offensichtlich. Wer in aller Welt sollte denn an einem Ort, in welchem man sich während höchstens sechs Monaten im Freien aufhalten kann und in dem buchstäblich alles künstlich angelegt ist, die Tausenden von Büros, Hotelsuiten, Penthouses bevölkern und dafür Unsummen von Geld hinblättern? Leerstände waren doch schon immer vorprogrammiert!

 

Mit Kredit, sagt man, gewinnt man Zeit. Mit zuviel Kredit entstehen in zu kurzer Zeit zu viele unüberlegte Projekte. Das ist das Problem der zu hohen Verschuldung. Das war im amerikanischen Immobilienbereich so, das war in Dubai so, und das ist so in den Bilanzen verschiedener, vor allem europäischer Banken, die munter mit Dubai-Risiken vollgestopft worden waren (Von den derzeit geschätzten 113 Milliarden Dollar Dubai-Risiken entfallen gemäss einer Schätzung von Morgan Stanley deren 87 auf europäische Institute, davon 50 auf britische. Wie war doch das mit den Granaten, die angeblich nie am selben Ort einschlagen?).

 

Der Finanzhype fand – und findet an bestimmten Orten der Welt immer noch – seine Entsprechung im Überschwang der Realwirtschaft. Diese Sicht der Dinge erklärt denn auch den zeitweisen Atemstillstand der globalisierten Wirtschaft, manifest geworden an den scharf eingebrochenen Frachtraten gegen Ende des Jahres 2008. Die Finanzkrise war Anlass, dass übermässige Luft aus der Weltwirtschaft entweicht, und weil solches schlagartig erfolgt, war und ist auch eine grössere Anzahl von Kollateralschäden unvermeidlich. Im grossen und ganzen aber ändert sich, abgesehen von dieser tektonischen Verschiebung nach unten, am Grundgefüge der Wirtschaft wenig, was bedeutet, dass ab etwa 2010, auf tieferem Niveau zwar, unvermindert weitergearbeitet werden kann. Der konjunkturelle Verlauf würde also einem schräggestellten „L“ gleichen:

 

scharfer Abbruch, sanfte Erholung.

Auch die Rollen zwischen den einzelnen Wirtschaftsblöcken verändern sich nur unmerklich und ohne zusätzliche reale Krisenerscheinungen. Zwar wird in der Tendenz der amerikanische Konsument weniger wichtig werden, ist aber als Bezieher von Waren aus Fernost nach wie vor die dominante Kraft. Das zeigt sich nicht zuletzt an den immer noch deutlichen Handelsbilanzüberschüssen der asiatischen Länder gegenüber den USA. Europa wird seine lukrativen Aktivitäten im Export von Investitionsgütern wieder aufnehmen können. Jede in diesem Bereich tätige Unternehmung, die mit Kosteneinsparungen ihre Produktivität erfolgreich steigern konnte, kann auf diesem tieferen Umsatzniveau weiterexistieren; die Margen ziehen nach geraumer Zeit infolge erhöhten Nachfragedrucks wieder an. Insofern erscheinen auch die in den Aktienkursen vorweggenommenen Gewinnprojektionen nicht unrealistisch.

Für inflationären Druck reicht die Wirtschaftsentwicklung auf diesem tieferen Umsatzniveau und angesichts der Produktivitätssteigerungen aber nicht aus. Im Gegenteil, auf der Welt sind nach wie vor riesige Überkapazitäten vorhanden, die jedem ernsthaften Preisdruck nach oben vorzeitig ein Ende bereiten. Weil in diesem moderaten Szenario kaum politischer Druck zu vermehrt protektionistischen Praktiken aufkommen kann, spielen auch regionale oder sektorielle Rigiditäten nur eine untergeordnete Rolle.

 

Das bedeutet denn auch, dass die Notenbanken die Zinsen weiterhin und für längere Zeit tief halten können. Das Ende des „quantitative easing“, der extremen Liquiditätsversorgung des Systems durch eine Nullzinspolitik und durch eine Bilanzaufblähung seitens der Notenbanken, liegt noch in ziemlicher Ferne. Und da alle wesentlichen Notenbanken im System, das heisst das amerikanische Fed, die EZB und die Bank of England, alle mehr oder weniger dieselbe Politik verfolgen, gibt es auch keine schlagartigen Verschiebungen im Währungsgefüge.

Das Bankensystem profitiert in hohem Masse von der beschriebenen Geldpolitik der Notenbanken. Im wesentlichen können die Finanzkonglomerate sich zum Nulltarif verschulden und unter Eingehen von Kleinstrisiken (sic!) über eine Mengenstrategie mühelos satten Ertrag erwirtschaften. Wer noch aufzuräumen hat, kann dies in Ruhe tun, alle andern können bereits wieder zur gehabten Frivolität von übertriebenen Boni und politischer Arroganz zurückkehren.

Und Dubai? Und die von IMF-Direktor Strauss-Kahn kürzlich genannten noch einmal so vielen Milliarden an Abschreibungen, die im weltweiten Bankensystem notwendig sein werden? In einem Auf und Ab von Bangen und Hoffen schlängelt man sich durch; da und dort hilft wieder einmal eine der vorhandenen tiefen Taschen wie beispielsweise die Abu Dhabi Investment Authority, um eine Rückkehr in die Akutphase der Finanzkrise zu verhindern.

 

Die westlichen Nationen, finanziell stark belastet aus der Finanzkrise hervorgegangen, beginnen sich demgegenüber mit dem neuen Schuldenniveau zu arrangieren. Da die Nominalzinsen vorderhand noch tief bleiben, hält sich der Zinsendienst in Grenzen. Durch fortwährendes Aufblähen der Notenbankbilanzen können auch die notwendigen Auktionen des Schatzamts immer wieder relativ mühelos über die Bühne gebracht werden.

Keine Frage: Bei diesem „Normalszenario“ handelt es sich um eine Fortschreibung der Entwicklung von 2009 in eine etwas bessere Zukunft hinein. Es steht in keinem wesentlichen Widerspruch zur Preisentwicklung an den Aktienmärkten; auch die tiefen Obligationenrenditen sind bei einem nicht allzu schräg nach oben geneigten „L“ nicht unberechtigt.

Das wäre es doch. Es bleibt alles so, wie es derzeit ist. Am liebsten möchten wir, dass das „Normalszenario“ eintritt …

„… obwohl wir wissen, dass es so nicht stattfinden wird.“

Dieses „Wissen“ behauptet nicht die Internetkanzlei, das behauptet Wegelin & Co. in seiner Lageanalyse und gibt damit zu erkennen, dass man selbst an dieses „bequeme Szenario“ nicht glaubt.

Der optimale Ort einer Vermögensverwaltung

Wendelin & Co. beschäftigt sich nachfolgend und logischer Weise mit der Frage, an welchem Ort man Vermögensverwaltung stattfinden lassen sollte.

„Die verschiedenen Rechtssysteme auf der Welt sind in verschiedener Weise verlässlich in Bezug auf Angriffe auf das Privateigentum. Im Hinblick darauf lohnt es sich, die Geschichte zu studieren. Nebst der

  • pogromartigen Enteignung

gibt es ja auch noch die

  • facettenreichen fiskalischen Konfiskationsarten
  • oder die möglichen Gefährdungen durch ein übertrieben bestücktes Rechtssystem mit allzu viel gierigen Anwälten und willfährigen Gerichten.

Wenn sich die Anzeichen mehren, dass die Welt in Richtung des schlimmsten Szenarios abgleiten würde, raten wir dringend, die geografische Situation der Vermögensverwaltung zu überprüfen. Eine Diversifikation über verschiedene Rechtssysteme hinweg wäre möglicherweise nicht die dümmste Idee. … Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Welt gewissermassen dreht,

  • dass also der Ferne Osten an wirtschaftlicher Bedeutung hinzugewinnt,
  • dass aber auch Länder Lateinamerikas wie Brasilien oder Chile über die kommenden Jahre deutlich zulegen werden,

veranschlagen wir als relativ hoch. Entsprechend wird es notwendig sein, dass sich diese Entwicklungen in den Vermögensanlagen widerspiegeln.“

Wegelin & Co. betrachtet dann die festverzinslichen Werte:

„Die als ,Sicherheitsteil‘ verstandenen Obligationen lauten sehr oft auf staatsnahe Unternehmungen mit längerfristig zum Teil fragwürdigen Geschäftsmodellen, man denke beispielsweise an gewisse deutsche Landesbanken oder an Unternehmungen der öffentlichen Versorgung. Ihre wirtschaftliche Leistungskraft ist geografisch oft schlecht diversifiziert; mithin hängen sie auf Gedeih oder Verderben vom politischen Umfeld ab. Unter eigentlich allen drei Szenarien erscheinen sie als gefährdet.

 

Der „Sicherheitsteil“ in den Vermögensanlagen

 

gehört deshalb reflektiert, zumal die Zinsen ja so tief sind, dass Kapitalgewinne auf diesen Positionen kaum mehr denkbar sind. 

Gold?

 

Ohne jegliche Absicht, der Gefahr des Backtradings, das heisst der unfairen Bezugnahme auf eine erfolgreiche Empfehlung, zu erliegen, müssen wir auf unsere Überlegungen aus dem Jahr 2006 zurückkommen. Damals empfahlen wir, eine strategische Position Gold in der Höhe von 5 bis 10 Prozent des Gesamtvermögens sozusagen als „Notgroschen“ zu halten und, um ihn von künftigen Dispositionen zu verschonen, möglicherweise sogar in einem separaten Portefeuille zu isolieren.

 

Daran ist grundsätzlich festzuhalten, auch wenn der Goldpreis heute ungleich höher liegt.

 

Gold

 

oder, als gedankliche Fortentwicklung unser Realwert-Portfolio („Realo“), haben

 

Versicherungscharakter

 

und sollen in diesem Sinne verstanden und behandelt werden. 

Nicht deren Wert ist entscheidend, sondern ihr Vorhandensein.“