Schreckgespenst Bitcoin

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Statt von einer Zentralbank wird das Bitcoin-System von einem dezentralen Netz aus diversen Computern von Freiwilligen betrieben – einer modernen Spezies der Goldgräber. Diese beteiligen sich an einer Art Lotterie: Im Wettlauf mit anderen sollen ihre spezialisierten Computer möglichst schnell ein mathematisches Rätsel lösen. Je schneller der Computer, desto größer die Chance, die Lösung als Erster zu finden. Trotzdem entscheidet am Ende der Zufall. Der Gewinner erhält den fiktiven Rohstoff – neue Bitcoins.

Mittlerweile grassiert ein wahrer Bitcoin-Rausch: Die Computer, deren einziger Zweck es ist, Bitcoins zu schürfen und das System zu unterhalten, besitzen bereits über hundertmal so viel Rechenleistung wie die 500 schnellsten Supercomputer der Welt. Sie verbrauchen dabei rund 110.000 Megawattstunden Strom pro Tag – so viel wie 24.500 Schweizer Haushalte in einem Jahr.

Als Nebenprodukt dieses Wettlaufs bewirtschaften die Computer ein öffentliches Register, in dem jede Transaktion gespeichert ist, die jemals mit Bitcoins gemacht wurde. Anhand des Registers überprüfen immer mehrere Rechner gleichzeitig eine Überweisung auf ihre Legitimität.

“Das macht das System so sicher”, sagt Bitcoin-Experte Matonis.

Das Bitcoin-Programm basiert auf einer Geldtheorie und auf ökonomischen Kriterien. Zum Beispiel ist die Geldmenge nach oben beschränkt: Bis ins Jahr 2040 werden maximal 21 Millionen Bitcoins ausgegeben. Dadurch steigt der Wert einer Einheit automatisch, je mehr Menschen sich dafür interessieren. Das macht Bitcoin attraktiv in Ländern, in denen Inflation herrscht und der Kapitalverkehr beschränkt ist – wie etwa in Argentinien.

Trotz aller Kritik gibt es eine Diskussion darüber, was für einen Platz virtuelle Währungen in der realen Welt einnehmen könnten. Das Bitcoin-System wurde bereits Dutzende Male kopiert, das Portal Coinmarket.com listet 36 ähnliche virtuelle Währungen auf. Keine davon ist im Moment auch nur annähernd so groß wie “Bitcoin”. Aber alle versuchen, Schwächen von Bitcoin auszumerzen – und sei es nur der exzessive Stromverbrauch.

In der Funktion als Überweisungsplattform sehen viele Experten den wahren Wert einer virtuellen Währung: In der Möglichkeit, günstig und barrierefrei Geld in die ganze Welt zu verschicken. Und das, ohne elektronische Spuren zu hinterlassen.

Es gibt bereits einen sehr großen Markt: 2013 werden Emigranten laut der Weltbank 550 Milliarden Dollar an ihre Familien geschickt haben.

Und dann gibt es uns.

Natürlich akzeptieren wir Bitcoins als Zahlungsmittel.