Ölpreisverfall geht weiter

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Nun ist es passiert, konkret am 24. August. Weniger als 40 Dollar kostete ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate. Die Nordsee-Sorte Brent fiel im Gleichschritt und lag deutlich unter 45 Dollar. Im Sommer 2014 lag der Ölpreis noch bei deutlich über 100 Dollar. Es hat sich seither ein Preissturz historischen Ausmasses entwickelt. Und die Analysten rechnen nicht mit einer schnellen Erholung. Im Gegenteil: Auch Preise um 30 Dollar pro Fass werden als realistisch angesehen.

Fallende Preise bereiten, wie nun deutlich wird, den kanadischen Ölsandproduzenten Probleme; die Projekte sind auf Jahrzehnte angelegt und kaum zu stoppen.
Auch die Schieferölproduzenten in den USA wanken. Aber sie bohren weiter wie gehabt und behaupten, mit Hilfe neuer Technik Kosten drücken zu können – da pfeift jemand ganz laut in der Nacht im Wald. Wer wird denn Angst haben?

Auch Saudi-Arabien und der Irak bringen Öl in halsbrecherischer Geschwindigkeit auf den Markt, bilanziert die Internationale Energiebehörde. Saudi-Arabien hat seine Ölexporte zuletzt im Juni 2015 um 430.000 Fass auf 7,4 Millionen Barrel pro Tag gesteigert. Der größte Opec-Produzent will unbedingt seine Weltmarktanteile verteidigen.

Auslöser für den Preisrutsch waren aktuelle Informationen über die großen Rohölvorräte in den Vereinigten Staaten. Nach Angaben des US-Energieministeriums waren sie um 2,6 Millionen Barrel gestiegen. Irgendwo müss ja das Öl aus der unsinnigen Schieferölproduktion hin.

Das Ölkartell ist zerrissen. Anders als zum Beispiel in den 1970er-Jahren gibt es keine Tendenz zur Verknappung. Und das Opec-Mitglied Iran möchte ohnehin nach dem Atomkompromiss möglichst schnell mehr Öl fördern. Das schwarze Gold ist zur Ramschware verkommen.

Die Ölbranche und viele Länder jenseits Europas – mit Ausnahme Norwegens – sind beunruhigt wie seit Jahren nicht. Es wird immer schwieriger, mit Öl Milliarden zu verdienen. Der aktuelle Preisverfall hinterlässt in den Quartalsbilanzen der großen Ölkonzerne deutliche Spuren. Bei Shell fiel der Nettogewinn des Konzerns um 37% auf 3,8 Milliarden Dollar, bei BP ging der bereinigte Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten im Jahresvergleich von 3,6 Milliarden auf 1,3 Milliarden Dollar sogar besonders drastisch zurück. Der amerikanische Ölmulti Exxon Mobil fährt seine Investitionen zurück. Im jüngsten Quartal war der Umsatz um ein Drittel und der Gewinn um mehr als die Hälfte eingebrochen. Die Ergebnisse lagen so niedrig wie seit dem Jahr 2009 nicht mehr – und das ohne eine Finanzkrise, bisher.

Vorbei die Zeit, als die Investoren mit Petro-Dollar sich leicht in andere Branchen einkaufen konnten.

Zeitenwende.