Multimillionäre wandern aus

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und haben in den vergangenen Monaten deutlich öfter ihre Vermögen verschoben – oder gleich sich selber:

Visa-Programme für reiche Investoren erleben eine lebhafte Nachfrage, stellt eine Studie fest, und der Trend werde auch im weiteren Jahresverlauf anhalten, stellt die britische Immobilienberatungs-Firma Knight Frank in ihrem aktuellen “Wealth Report” fest.

Die weltweiten Flüchtlingsströme sind längst zum bestimmenden Faktor der Politik in den USA und Europa geworden. Indes: 2017 sind nicht nur die Armen und die Verfolgten auf der Flucht. Auch die Reichen sind in Bewegung.

Und wer zumindest einmal als “wohlhabend” eingestuft werden kann, für den öffnen sich ebenfalls die Tore der Sicherheit der neuen Staatsbürgerschaft, denn die Kosten sind überschaubar.

Sinnigerweise bewegen sich die Schwerreichen genau in die Gegenrichtung der Flüchtlingsströme. Insbesondere die obersten ein Prozent aus Europa und den USA sind es Knight Frank zufolge nämlich, die am meisten Appetit zur Auswanderung an den Tag legen.

So kehrten in den letzten zwölf Monaten 10.000 Millionäre (HNWI) Frankreich den Rücken.

Eine nahmhafte Abwanderung von Reichen verzeichnen auch Italien und Spanien, während das vom Brexit gezeichnete Grossbritannien interessanterweise nicht in den Top-Rängen auftaucht.

London konnte der Studie zufolge im letzten Jahr gar 500 Reiche anziehen, während Paris 7.000 und Rom 5.000 Multimillionäre verloren. Derweil stimmten auch reiche Chinesen, Russen, Inder und Brasilianer mit den Füssen ab.

Die Migration der Millionäre gewinnt an Schwung, derweil das Verschieben von Vermögen ins Ausland schwieriger wird, wenn man nicht die richtige Staatsbürgerschaft hat.
Noch werden geschätzte USD 10.000 Milliarden in Offshore-Zentren verwaltet.

China hat Kapitalverkehrskontrollen eingeführt, Russland geht den Steuerkonstrukten seiner Oligarchen auf den Grund, und auch in Schwellenstaaten wie Brasilien oder Indonesien wird die Steuervermeidung zum Thema.

In Deutschland wird die Existenz und die Zunahme staatlicher Repressionen allmählich auch von Menschen, die etwas zu verlieren haben, als reale Gefahr begriffen. Bislang hinkte Deutschland da hinterher.

Die Schweiz, weiterhin das grösste Offshore-Vermögensverwaltungszentrum der Welt, steht unter genauer Aufsicht des Auslands. Mit dem seit diesem Jahr wirksamen Automatischen Informationsaustausch von Kundendaten (AIA) haben “die Aufseher” dazu nun auch ein Überwachungsinstrument in der Hand. Dieses Jahr werden die Daten von den Schweizer Banken erstmals gesammelt, im September des Jahres 2018 wird dann auch faktisch ausgetauscht.

Fremde Steuervögte wie Herr Schäuble wollen vermeiden, dass undeklarierte Gelder aus der Schweiz in kleinere Offshore-Plätze abfliessen.

Herr Schäuble kann aber nur noch weinen, wenn der Inhaber eines Schweizer Kontos mit Namen Hubert Lehmann, deutscher Staatsbürger, wohnhaft in Düsseldorf, seiner Schweizer Bank seinen neuen Reisepass beispielsweise aus der “Perle der Karibik”, St. Lucia, vorlegt, dazu vielleicht noch die offizielle Einbürgerungsurkunde und seine Wohnsitzanschrift dort.

Nun muss der Schweizer Bänker entscheiden, ob er die Kundendaten sofort abändert und Herrn Lehmann zu seiner weisen Entscheidung gratuliert – und seinen Kunden nicht verliert. Stellt er sich hingegen zickig an, muss er auf Weisung Herrn Hubert Lehmanns alle in der Schweiz verwalteten Vermögenswerte auf eine Bank in einer anderen Jurisdiktion übertragen– beispielsweise einen Teil nach St. Lucia, einen wahrscheinlich grösseren Teil nach Puerto Rico.
Zu einer Meldung aus der Schweiz nach Deutschland kommt es im September 2018 auf keinen Fall. Denn die Schweizer Bank hat am Stichtag gar keinen deutschen Staatsbürger mit Wohnsitz in Düsseldorf namens Hubert Lehmann.

So sieht die Offshore Zukunft wirklich aus – und nicht nur für die Superreichen.