Monsterinflation oder Währungsreform

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Kjell Nyborg *** untersuchte im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes 2001 vier Monate bei der EZB in Frankfurt die Auktionsmethoden, mit denen die EZB Zentralbankgeld leihweise unter den Banken versteigert. Weil die Banken der EZB im Gegenzug Sicherheiten stellen müssen, beschäftigte sich Nyborg auch mit den Regeln für diese Vermögenswerte. Dabei fielen Ungereimtheiten auf. Das komplizierte Rahmenwerk für Kreditsicherheiten entpuppte sich als brandgefdährlich. Originalton Nyborg:

„als ich verstand, was da vor sich geht, war ich geschockt“.

Konkret geht es um die Auktionsmethoden, mit denen die EZB schon seinerzeit Zentralbankgeld leihweise unter den Banken versteigerte. Weil die Banken der EZB im Gegenzug Sicherheiten stellen müssen, ging es darum, sich auch mit den Regeln für diese Vermögenswerte zu befassen.

Das Ergebnis:

Viele der Wertpapiere, die die EZB als sicher einschätzt, sind in Wahrheit alles andere als sicher; die EZB gibt sich im Gegenteil selbst mit fragwürdigen Zahlungsversprechen zufrieden.

Als die Euro-Krise ausbrach, schraubte die Notenbank die Anforderungen an Sicherheiten für Geldleihgeschäfte noch weiter herunter, um die Banken liquide zu halten. Daran hat sich nichts mehr geändert.

Nyborg erkannte, welche Risiken mit dieser Politik der qualitativen Lockerung verbunden sind. Er ging an die Öffentlichkeit.

Zunächst veröffentlichte er akademische Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften.
Dann beschloss er, sich mit einem Buch an die breite Öffentlichkeit zu wenden, um sie über

„Das offene Geheimnis der Zentralbanken“

zu informieren.

Das Buch ist eine Anklage gegen die Euro-Notenbanker. Der Vorwurf:

Sie lassen sich vor den Karren von Banken und Staaten spannen,

  • pumpen Geld gegen Schrott in die Welt,
  • betreiben faktische Insolvenzverschleppung,
  • verschleiern das alles trickreich,
  • und alles geschieht zum Nachteil der Steuerzahler.

 

Binsenwahrheit:

Kredite sind im Ernstfall nur so viel wert wie das Vermögen, das der Schuldner im Gegenzug verpfändet.

Von diesem Grundsatz haben sich die Zentralbanken weitgehend verabschiedet. Es wird klar, was allein das aktuelle Finanzsystem im Innersten zusammenhält:

Geld, das die Notenbanker aus dem Nichts schöpfen und gegen Sicherheiten an die Geschäftsbanken verleihen.

Die Banken benötigen das Geld der Zentralbank,

  1. um Mindestreserven für die Einlagen ihrer Kunden zu bilden,
  2. um deren Bargeldwünsche zu befriedigen
  3. um untereinander Zahlungen abzuwickeln.

Alles demnach unter Verwendung von nichts anderem als wertloser heisser Luft.

Konkret:

Platzt ein Leihgeschäft, etwa weil eine Bank ins Straucheln gerät, muss sich die Zentralbank an der hinterlegten Sicherheit schadlos halten.

Das aber kann sie nur, wenn die Sicherheit wertstabil ist, und die Notenbank sie nicht zu hoch beliehen hat.

Andernfalls entstehen der Zentralbank Verluste. Was dann?

In diesem Fall werden sie auf die nationalen Zentralbanken des Euro-Systems verteilt.

Maßgeblich dafür sind die Anteile der einzelnen nationalen Zentralbanken am voll eingezahlten Kapital der EZB. Auf die Bundesbank entfällt derzeit ein Anteil von 25,6%, ein gutes Viertel also.

Je schlechter die Sicherheiten und je geringer der zur Vorsicht angewandte Bewertungsabschlag ist, desto schwächer ist die auf ihnen basierende Währung, also hier konkret der Euro.

Gehen wir deshalb an dieser Stelle ins Detail.

Die EZB hat alle Wertpapiere mit einem offiziellen Rating, die sie als Sicherheiten akzeptiert, in einer öffentlich zugänglichen Liste zusammengestellt. Und was ist dieses “offizielle Rating” wert?

Es befinden sich derzeit Anleihen der spanischen Bank “Banco Popular” darauf, die im Juni 2017 für einen einzigen lächerlichen Euro an den Konkurrenten Santander verscherbelt wurde.

Auch Anleihen der schwer notleidenden italienischen Banken

  • Banca Popolare di Vicenza,
  • Veneto Banca,
  • Banca Monte dei Paschi di Siena

 

nimmt die EZB als Sicherheiten entgegen.

Alles Schrott, wie jeder aufmerksame Zeitungsleser weiss.

Hinzu kommt, dass die Mehrheit der gelisteten Papiere gar nicht gehandelt wird.

„Ohne Marktpreise aber gibt es kein objektives Maß für den fairen Wert“,

stellt Nyborg zutreffend fest.

Kein Problem für die Notenbank des Euro-Systems. Sie greift auf eigene Bewertungsmodelle zurück, mit denen sie den Beleihungswert der Papiere abschätzt. Das ist doch niedlich. Es ist ein System, das der politischen Einflussnahme Tür und Tor öffnet. Wir lesen ja tagtäglich vom Zusammenwirken des italienischen EZB-Chefs mit seinen Landsleuten unter Duldung des Restes der Eurozone.

Das alles gilt auch für eine zweite Liste von Sicherheiten, die die EZB führt.

Diese enthält als solche bezeichnete

„Wertpapiere“,

die noch nicht einmal das Rating einer Agentur aufweisen. Bonität Nebensache!

Die Notenbanken erstellen sich hauseigene Einschätzungen, über die die Öffentlichkeit keine Kenntnis hat. Und sie enthält

nicht marktfähige Forderungen

von Banken wie deren wackelige Konsumentendarlehen.

„Mehr als die Hälfte der Papiere, die die Banken als Sicherheiten für Leihgeschäfte bei der EZB einreichen, haben keine Marktpreise“,

stellte Nyborg im Rahmen seiner Recherchen fest. Wo der Markt fehlt, blüht der politische Sumpf – nicht nur in Italien mit seiner landeseigenen Sumpfblüte Mario Draghi.

Ein Beispiel dafür sind die sogenannten Dicke-Bertha-Geschäfte der EZB, mit denen die Währungshüter den Geschäftsbanken auf dem Höhepunkt der Euro-Krise 2011 und 2012 unbegrenzte dreijährige Geldleihgeschäfte anboten. Insgesamt liehen sich die Kreditinstitute damals rund eine Billion Euro von der EZB. Um den eigenen maroden Banken Zugang zu einem möglichst großen Teil der Geldschwemme aus Frankfurt zu verschaffen,

  • stattete die italienische Regierung zahlreiche dubiose Bankanleihen mit staatlichen Garantien aus,
  • und zugleich nahm die EZB mehr als 10.000 unbesicherte und auf unregulierten Märkten gehandelte Bankanleihen in ihre Liste notenbankfähiger Sicherheiten auf.

 

„Das war ein indirekter Bail-out für marode Banken“,

urteilt Nyborg zutreffend.

Kommen wir zum Thema Ratingagenturen.

Neben den drei großen Agenturen Moody’s, Fitch und Standard & Poor’s gibt es noch diese weitere merkwürdige kleine kanadische Agentur mit Namen DBRS.

Die DBRS ist für vergleichsweise großzügige Beurteilungen von Schuldnern bekannt. Ein gefundenes Fressen für die Machenschaften der EZB. Dieses Himmelsgeschenk wurde ganz schnell in ihre Politik einbezogen:

Da sich die Notenbanker bei der Akzeptanz von Staatsanleihen als Kollaterale nur am jeweils besten Rating orientieren, konnten sie mit Verweis auf die günstigen Urteile von DBRS für

  • Italien,
  • Spanien,
  • Portugal

 

hohe Beleihungswerte für deren Staatsanleihen ansetzen. Auf diese Weise konnten sich die Banken Nyborgs Berechnungen zufolge

zusätzlich rund Euro 200 Milliarden mehr Geld

bei der EZB borgen, Euro 200 Milliarden bestehend aus nichts als heisser Luft.

Abschläge (Haircuts)

sollen die Wertminderungsrisiken widerspiegeln und die EZB vor Verlusten schützen. Auch hier wird wieder Spiegelfechterei betrieben.

Die Euro-Hüter berücksichtigen drei Faktoren:

  1. die Art des Wertpapiers
  2. die Laufzeit,
  3. das Rating.

 

Die Höhe des Abschlags bestimmt die EZB natürlich selbst ebenso eigenmächtig wie willkürlich.

So setzte sie in der Euro-Krise für italienische und spanische Staatsanleihen die gleichen Bewertungsabschläge an wie für deutsche Staatsanleihen, obwohl das Ausfallrisiko für erstgenannte Anleihen schon damals deutlich höher war als für deutsche Bundespapiere.

Dazu kommt, dass die Experten der EZB die Haircuts nur alle drei bis vier Jahre aktualisieren.

„Die niedrigen Bewertungsabschläge haben eine exzessive Staatsverschuldung zu günstigen Konditionen möglich gemacht“,

sagt Nyborg.

Die Käufe der Währungshüter im Rahmen des Anleihekaufprogramms, das im März 2015 startete, haben die Kurse der Anleihen nach oben und die Effektivzinsen nach unten gedrückt. Für die Regierungen entstanden Anreize, noch mehr Schulden zu machen. Das geschah bekanntlich und geschieht weiter.

Verschulden sich die Regierungen wie bisher immer weiter und pumpt die EZB – wie es wahrscheinlich ist – noch mehr Geld in die Wirtschaft, wird es mit der Währungsunion ein böses Ende nehmen. Nyborg drückt das so aus:

„Entweder kommt es zu einem Schuldenschnitt, oder die Euro-Zone erlebt eine Monsterinflation wie in den Siebzigerjahren.“

In beiden Fällen wäre ein währungspolitischer Neustart nötig.

Währungsreform nennt man sowas. Die Deutschen kennen dieses Wort sehr genau.

Sollte man wirklich all sein Vermögen in der Eurozone und im Euro halten?

Die meisten Menschen scheinen das zu bejahen.

Was sagt Albert Einstein dazu:

„Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom.“

Denkenden Menschen empfehlen wir unser

KONTAKTFORMULAR.

Wir haben da einige Ideen in Sachen Vermögenssicherung jenseits der Einflusszone der EZB.

*** Kjell Nyborg ist Norweger, hat in Chicago und Stanford Mathematik und Finanzen studiert und forscht heute als Professor für Unternehmensfinanzierung an der Universität Zürich.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]