MF Global Teil 2

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Dementsprechend haben die großen US-Brokerfirmen und Investmentbanken – so wie auch etliche europäische Universalbanken – weite Teile ihrer Kundenvermögen an Londoner Töchter ausgelagert. Diese Töchter generieren nun Finanzierungspools die für die eigenen Geschäfte der Bank bereitstehen, ohne dass auch nur die ohnehin laxen US-Regulierungsvorschriften beachtet werden müssen.

Laut Berechnungen des IWF hatten sich US-Banken bereits vor der Lehman-Pleite rund vier Billionen Dollar durch solche "re-hypothecations" finanziert, wodurch laut Reuters rund die Hälfte der Aktivitäten des globalen Schatten-Banksystems (also die Finanzgeschäfte, die sich außerhalb der Bilanzen des regulierten Bankensystems abspielen) auf derartige Geschäfte entfiel. Da die dafür als Sicherheiten dienenden Wertpapiere dabei aber mehrfach verwendet werden, schätzt Reuters, daß für dieses Finanzierungsvolumen nur rund eine Billion Dollar an Sicherheiten tatsächlich vorhanden ist.

Die US-Kunden von MF Global (darunter viele hochprofessionelle Privatinvestoren und Hedge Fonds) hatten dabei allerdings den Geschäftsbedingungen zugestimmt, die standardmäßig einer Re-hypothecation-Klausel enthalten, wonach MF Global das Recht eingeräumt wurde, alle Sicherheiten, die die Kunden für bestimmte Geschäfte bereitstellen, nach Belieben und ohne die Kunden zu informieren, für eigene Zwecke verwenden zu dürfen. Oft werden mit der im Repoverkehr erhaltenen Liquidität schlicht weitere Wertpapiere erworben, die wiederum in Liquidität verwandelt werden können. Dieses simple Spiel wird letztlich nur dadurch begrenzt, dass auf Wertpapiere ein Sicherheitsabschlag verrechnet wird, der das maximale Leverage begrenzt.

Laut Reuters sind die Summen, mit denen manche Banken arbeiten, gewaltig. Dabei erscheinen die 28,17 Mrd. Dollar, die Goldman Sachs laut Reuters in solchen Geschäften zuletzt eingesetzt haben soll, noch vergleichsweise bescheiden, immerhin kommen JP Morgan auf 546,2 Milliarden und Morgan Stanley auf 410 Milliarden Dollar.

Laut Reuters potenziere dieses System die Gefahr, die von Europa auf das globale Finanzsystem ausgeht. So würden US-Banken zwar nur 181 Milliarden Dollar an Anleihen der PIGS-Staaten halten, ihr tatsächliches Engagement sei aber ein Vielfaches höher. MF Global war offenbar nicht groß genug, um das gesamte Kartenhaus zum Einstürzen zu bringen. Sollte aber tatsächlich Kundenvermögen zur Finanzierung von Corzines eigener Wette auf die Eurozone verwendet worden sein, wäre laut Reuters zumindest anzunehmen, daß kaum ein Investor sein Vermögen wiedersehen werde.