Bankgeheimnis, Steueroase

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Die lateinamerikanische Bankenvereinigung “Federación Latinoamericana de Bancos” (FELABAN) spricht sich auf ihrem Jahrestreffen in Panamá, das schließlich abends am 18. November zu Ende gegangen war, gegen zuviel Regulierung des Kreditgeschäftes aus. Lateinamerika hatte mit der Krise nichts zu tun, die Banken hätten in anderen Ländern und Kontinenten versagt, nicht hier. Es hat auch keine Bank in der lateinamerikanischen Welt mit den blödsinnigen Zertifikaten nenneswert rumhantiert. Sollen die sich regulieren, die es nötig haben. Zuviel Regulierung schade dem Darlehensgeschäft im Wachstumsmarkt von Lateinamerika. So die klare Ansage.

Um es zu verdeutlichen: Da spricht nicht ein einzelnes Land wie Panamá, da spricht ganz Lateinamerika.

  • Nicht nur in Panamá gibt es ein Bankgeheimnis. Das Bankgeheimnis gehört zur Kultur ganz Lateinamerikas.
  • Nicht nur Panamá ist Steueroase. Ganz Lateinamerika ist Steueroase. Jedenfalls aus Sicht der überdrehenden Hochsteuerländer Europas.
    • Und was heißt Steueroase? Die Lateinamerikaner – Panamá inbegriffen – verstehen sich überhaupt nicht als Steueroase. Natürlich benötigen so gut wie alle Länder der Welt Steuereinnahmen. Steuersätze um die 30% auf Einnahmen sind der Regelfall in Lateinamerika – und auch in Panamá. Nur wird in Lateinamerika anders besteuert. Es wird gerechter besteuert. Die Nationalität ist bei der Besteuerung irrelevant (Beispiel USA, dem in Europa mittelfristig gefolgt werden wird nach unserer Auffassung). Relevant ist allein, welche Einkünfte innerhalb des jeweiligen Landes erzielt werden. Das entspricht lateinamerikanischer Besteuerungstradition, von Uruguay bis Panamá. Wenn ein Uruguayer in den USA Geld verdient und sich das in die Heimat auf sein Konto anweist, wird das in Uruguay nicht besteuert. Wenn ein Panamaer was in Dubai verdient, wird das in Panamá auch nach der Überweisung nicht versteuert. Und wenn ein Ausländer, der im Ausland Geld verdient, dieses Geld sich nach Panamá anweisen läßt, dann wird er so behandelt, wie auch ein Panamaer behandelt werden würde (Inländergleichbehandlung statt Diskriminierung): er wird nicht besteuert. Diese Regel gilt für natürliche wie juristische Personen.

Insoweit ist ganz Lateinamerika eine “Steueroase”, besser: ein steuerparadiesischer Kontinent.

Panamá ragt nur insoweit heraus,

  • als es ein besonders stabiles Land in Lateinamerika ist und den Dollar seit 1903 als Landeswährung hat;
  • als es über ein besonders effektives internationales Bankenzentrum verfügt;
  • als es mit seinen leicht zu handhabenden Gesellschaften und Stiftungen eine rechtliche Infrastruktur bereithält nicht nur für Panamaer, sondern auch für Ausländer;
  • als es noch nie Fremdenfeindlichkeit im Land gab wie durchaus in anderen Ländern Lateinamerikas.

Es gibt demnach keine Sondergesetze, um Ausländer zu ködern – wie das in London und den Channel Islands, auf den Caymans, in Liechtenstein und der Schweiz gehandhabt wird. Es gibt keine abschaffbaren Sondergesetze wie dort. Was in der Schweiz durchsetzbar sein wird, stößt in Lateinamerika auf pures Unverständnis: "Reguliert Euch doch selbst und laßt uns in Ruhe!"

Wir reden von lateinamerikanischem Freiheitsverständnis.

Und diese Freiheit bewahren wir uns auf unserem Kontinent, zu dem Panamá nun einmal gehört.

Festverwurzelte lateinamerikanische Tradition ändert kein Gipfel in Washington und kein deutscher Bankenaufseher. Und genau das ist es, was Herr Jürgen Sanio längst begriffen hat.

Im Gegensatz zu Frau Merkel, Herrn Sarkozy und Herrn Steinbrück.