10. Januar 2009

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Deutschsprachige Nachrichten aus Panamá

Vor 45 Jahren

Es ging um die Souveränität Panamás. Knackpunkt war der Kanal. Die USA hatten nicht nur die Souveränität über den Kanal und das ihn umgebende Gebiet. Nach dem Kanalbau durch die USA und die von den USA garantierte Unabhängigkeit von Kolumbien enthielt die panamaische Verfassung auf Druck der USA auch eine Bestimmung, die dem US-Militär jederzeit das Recht zuerkannte, im gesamten (!) Land zu intervenieren, um die öffentliche Ruhe, Ordnung und Sicherheit wieder herzustellen. Natürlich machten die USA von dieser Blankovollmacht nur allzu häufig Gebrauch.

Entsprechend gespannt war das Verhältnis zwischen den USA und der Bevölkerung. Die USA gewährten das lächerliche symbolische Recht, daß an öffentlichen Gebäuden der Kanalzone neben den "Stars and Stripes" auch die panamaische Flagge zu hissen war. Am 7. Januar 1964 hißten amerikanische Studenten der Balboa Universität in der Kanalzone aber nur ihre eigene Flagge. Es kam aufgrund der Provokation zu schweren Unruhen. Am 9. Januar zogen panamaische Studenten zur Balboa Universität, um selbst für das Hissen der Nationalflagge zu sorgen. Panamá konnte dann live am Fernseher wie bei CNN zuschauen, wie das US-Militär mit brutaler Gewalt gegen die Studenten vorging. Als die Unruhen am 12. Januar zu Ende waren, waren 22 Tote und mehr als 100 Verletzte zu beklagen.

Das Ereignis war Ausgangspunkt dafür, daß Panamá letztendlich im Jahr 2000 und nach einer sehr langen Übergangszeit die Souveränität über den Kanal erreichte. Deshalb war gestern Feiertag in Panamá. Der gesetzliche Feiertag als solcher wurde allerdings auf den kommenden Montag verlegt, um einen sog. "Brückentag" zu vermeiden (gleichwohl wirkte sich auch gestern der Feiertag aus: Man konnte in den Supermärkten keinen Alkohol kaufen).

Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, daß es nach den blutigen Ereignissen im Januar 1964 zu einer Klage Panamás bei der OAS (Organisation Amerikanischer Staaten) kam und beim Internationalen Gerichtshof. Beide internationalen Institutionen verurteilten die USA wegen der Gewaltexzesse seiner Militärs. Wie üblich quittierten die USA das mit einem Achselzucken. Es wurde dann der sog. Robles-Johnson-Vertrag hinsichtlich des Kanals ausgehandelt, der den panamaischen Wahlkampf 1968 dominierte. Wahlsieger Arnulfo Arías sprach sich gegen den Vertrag aus und gewann mit der ablehnenden Position – um ihn nach dem Wahlsieg in typischer Politikermanier doch unterzeichnen zu wollen. Das US-Ränkespiel hinter den Kulissen löste nur 10 Tage nach der Wahl den Militärputsch der panamaischen Militärs aus. Die USA hatten ein weiteres Beispiel politischen Versagens geliefert.

Der Fortgang der Geschichte (über Omar Torrijos und den "Torrijos-Carter-Vertrag" bis hin zu Noriega) darf als bekannt vorausgesetzt werden.

…wenn Noriega zurückkehrte…

Kommende Woche kommt es vor Gericht in Florida zu einer Anhörung. Es ist zu entscheiden, ob Panamás Exdiktator, General Manuel Antonio Noriega, nach Frankreich ausgeliefert oder in sein Heimatland Panamá abgeschoben wird. Seine Haft in den USA hat er längst verbüßt, er ist in den USA nur noch in Haft für die Dauer bis zu dieser Entscheidung – eigentlich unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten zu lange; aber was bedeutet "Rechtsstaatlichkeit" schon in einem Land, das sich ein Guantanamo leistet.

Frankreich läßt offiziell erklären, man wolle Noriega noch immer. Tatsächlich betreibt Frankreich das Auslieferungsverfahren nur noch mit angezogener Handbremse, scheinbar recht desinteressiert. Es könnte also tatsächlich zu einer Abschiebung nach Panamá kommen demnächst.

Natürlich wäre das manchen Personen, auch aus der Politik, eher unangenehm. Eine aktive politische Rolle spielt das "Relikt Noriega" sicher nicht mehr. Aber er könnte etwa Interviews geben zur Zeitgeschichte.

Panamás Außenminister Samuel Lewis Navarro weist zwischenzeitlich darauf hin, daß gegen Noriega ein Urteil wegen Mordes an Hugo Spadafora zu vollstrecken ist. Noriega wurde deshalb zu zwanzig Jahren Haft verurteilt. Man wird Noriega also künftig weder in der Albrook Mall treffen und auch nicht in der Vía España.

Fischerei auf dem absteigenden Ast

Seit 5 Jahren geht es mit dem Fischfang in Panamá bergab.Und das trotz Territoralgewässern in zwei Ozeanen und einer Meeresterritorialausdehnung von 2.200 km².

Der Fangwert in den letzten vier Jahren weist einen Verlust aus in Höhe von USD 60 Millionen. Konstant zurück geht der Fang von Sardinen, Tunfisch, Hering. Das liegt aber nicht nur an den Fischbeständen. Hohe Spritpreise haben oft dazu geführt, daß kleine Fischer gar nicht mehr auslaufen konnten. Außerdem gibt es Absatzschwierigkeiten bei den gesättigten Märkten der USA und Europas.

Die staatliche "Autoridad de los Recursos Acuáticos de Panamá" (ARAP) regt an, daß die großen 16 Fischereigesellschaften neue Absatzmärkte im Süden des Kontinentes suchen sollten. Leicht gesagt …

Ab 16. März wird die panamaische Fischerei per Satellit überwacht. Das dient nicht nur der Sicherheit der Fischer. Auch die Verletzung der Territorialgewässer kann effektiver überwacht werden.

Melo Gruppe 20% gewachsen

Die Unternehmensgruppe Melo hat im vergangenen Jahr ein Wachstum zu verzeichnen von 20%.

Präsident Arturo Melo gibt als Ziele für 2009 aus die Eröffnung weiterer Restaurants der Marke "Pio Pio" und weitere Geschäfte, die Landwirtschafts-, Garten- und Tierartikel (vom Rind über das Pferd bis hin zu zu vergiftendem Ungeziefer, vom Hund bis zum Hamster) verkaufen. Melo ist aber auch engagiert im Immobilienmarkt (Entwickler von z.B. "Altos de Maria"), im Holzhandel und bei diversen Maschinen. Melo hat ca. 4.200 Beschäftigte.

Die Produktion von Türen wird Melo dieses Jahr beenden. Man beklagt die Schwierigkeit, zu vernünftigen Preisen hochwertige Grundmaterialien in Panamá beziehen zu können. Hinzu kommen hohe Produktionskosten. In diesem Bereich sei man letztlich nicht konkurrenzfähig.

Panamaische Warenbörse

Seit 10 Jahren existiert sie, die Bolsa Nacional de Productos (BAISA). In dieser Zeit hat man 700 Millionen Dollar umgesetzt, 92% davon waren zollpflichtig.

Aber noch immer wird diese Form des Warenumschlages in Panamá nicht hinreichend angenommen. Die Arbeitsweise der privaten Einrichtung ist nicht wirklich bekannt. Nur 8% des Warenumschlages korrespondieren mit panamaischen Produkten, davon wiederum die meisten aus Chiriquí. Der Präsident der BAISA, Arturo Melo, gibt zu, daß es nicht leicht sei, traditionell bäuerlich denkende Menschen von diesem Absatzweg zu überzeugen. Selbst städtische Produzenten verstehen nicht das internationale Handelssystem, u.a. im Zusammenwirken mit der Welthandelsorganisation. Kommt es zu dem Freihandel mit den USA, wird die Bedeutung der BAISA aber deutlich steigen.

In diesem Jahr erwartet man Umsätze etwa wie im vergangenen Jahr, also zwischen USD 100 bis 110 Millionen.

Die BAISA wurde 1999 gegründet als normale Sociedad Anónima. Sie hat 62 Aktieninhaber, niemand hält mehr als 4%. Die Gründung erfolgte zwecks Umsetzung des internationalen Abkommens von Marrakesch im Rahmen der Welthandelsorganisation WTO durch Panamá.

Erdbeben in Costa Rica

Ein Erdbeben der Stärke von 6,2 auf der nach oben offenen Richter Skala forderte Donnerstag zwei Kinder als Todesopfer in einer Ortschaft ca. 50km westlich der Hauptstadt San José.

In Panamá können Erdstöße leichteren Ausmaßes nur auftreten im Grenzgebiet zu Costa Rica.

Rekordinflation in Venezuela

Venezuelas Staatschef Hugo Chávez darf für dieses Jahr als "Erfolg" seiner sozialistischen Politik für das Jahr 2008 eine Rekordinflationsrate vermelden von 30,9%.